Lobetaler Adventskalender
Eigentlich denke ich immer an die Geburtstage von Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen. Doch heute fiel mir der Geburtstag meiner kleinen Oma erst ein, als meine Mutter mich daran erinnerte. Ja natürlich! Der 7.Dezember 1921! Meine kleine Oma wäre heute 100 Jahre alt geworden. Sie war die Mutter meines Vaters und da sie kleiner war als die Mutter meiner Mutter, nannten wir sie die kleine Oma. Meine Mutter nannte sie Rosl, der Kosename für Rosa. Und dann gab es natürlich die große Oma.
Meine kleine Oma war Witwe. Ihr Mann war früh an einer Staublunge gestorben. Die hatte er von seiner schweren Arbeit im Bergbau. Und weil sie oft allein war, verbrachte ich viel Zeit bei ihr. Sofort fällt mir der köstliche Kartoffelsalat ein, den sie immer machte. Das war unumstritten der beste Kartoffelsalat aller Zeiten! Ich mache ihn genauso wir sie. Doch er reicht bei Weitem nicht an ihren heran. Ach ja, und dann hatte sie diesen süßen kleinen Hund. Der hieß Gin. Er war herzkrank und meine Oma gab ihm seine Tabletten immer in einem Stück Schokolade ;). Und von dem köstlichen und sehr starken Eierlikör durfte er auch kosten! Ich damals noch nicht. Ich war ja noch zu klein.
Meine kleine Oma starb vor 21 Jahren an Krebs. Als sie starb war ich bei ihr. Gerade einmal 19 war ich und erinnere mich wie heute. Ich hatte nicht damit gerechnet, wollte sie wie jeden Tag nur besuchen und war geschockt, als ich ihr nun für immer die Augen schloss. Und doch bin ich so dankbar, dass ich sie begleiten durfte und sie in ihrer letzten Stunde nicht allein war.
Als ich ging, öffnete ich das Fenster und sagte zu meiner Mutter, die mich abholte, dass nun die Seele raus kann. Das erzählte mir meine Mutter später. Ich erinnere mich nicht daran. Doch an meine kleine Oma, die immer so lustig war, an die erinnere ich mich immer wieder gern. Und ein verschmitztes Lächeln, huscht über mein Gesicht.