Lobetaler Adventskalender
„Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr leitet?“ – Lehrtext aus Römer 2,4
Am Montag dieser Woche fand in der Finower Friedenskirche der Trauergottesdienst für Martin Appel (22.05.1951 – 13.11.2021) unter großer Anteilnahme statt. Er war über 25 Jahre Pastor der Gemeinde und hat viele Andachten und Gottesdienste in Blütenberg gehalten.
Ihm war es unter anderem wichtig, Stolpersteine gegen das Vergessen von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus nicht nur zu legen, sondern auch die sich dahinter befindliche Lebensgeschichte zu recherchieren und zu bewahren.
So stieß er 2008 auf das Ehepaar Gertrud (geb. 20.02.1896) und Magnus (geb. 27.08.1892) Landmann. Magnus Landmann war Jude, seine Frau war Christin. Sie hatten in der Hauptstraße in Finow ein Konfektionsgeschäft für Herrenwäsche. Dieses Geschäft wurde am 09. November 1938 wie so viele andere Geschäfte geplündert und die Landmanns mussten ihren Laden verkaufen. Für ihren Sohn, der am 01.06.1929 in Eberswalde geboren wurde, suchten sie verzweifelt nach einer Überlebenschance.
Landmanns erhielten einen Platz für ihn in einem Kindertransport nach England im Januar 1939.
Gertrud Landmann begleitete ihren Sohn Axel mit dem Zug über Berlin nach Rotterdam. Das 9-jährige Kind durfte einen Koffer mitnehmen, der Wechselwäsche, zwei Schulbücher, vier internationale Antwortcoupons und 2 Schillinge enthielt. In Rotterdam war es ein Abschied für immer. Der Koffer wurde für Axel Landmann ein lebenslanger Begleiter.
Gertrud und Magnus Landmann nahmen sich im März 1943 das Leben.
Axel Landmann „durchwanderte“ viele Gastfamilien verschiedenster christlicher Konfessionen und fand schließlich bei den Quäkern seine geistliche Heimat. In der Quäkergemeinde in Northampton war er bis ins hohe Alter aktiv leitend tätig. Ende März 2018 ist er in seiner englischen Heimat verstorben.
Die beiden Stolpersteine für seine Eltern wurden am 23. September 2013 vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Biesenthaler Straße 5 in Finow verlegt.
Pastor Martin Appel hat mit dieser Aktion Familie Landmann ein ehrendes Gedenken ermöglicht und auf dem Friedhof in Finow das Grab ausfindig machen können, in dem die beiden 1943 „verscharrt“ wurden.
Martin Appel hat nicht nur von Umkehr gepredigt, sondern diese auch eindrücklich vorgelebt.
Möge uns der Advent 2021 – ANKUNFT ermutigen, zur Versöhnung in unserer zerrissenen Gesellschaft beizutragen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Freitag!
PS:
Das Bild von Martin Appel wurde am 29.September 2018 beim Erntedankfest in Blütenberg aufgenommen.
Ich habe aus einem Manuskript „Familie Landmann – Spurensuche in Finow und England“ von Martin Appel zitiert.