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Lobetaler Adventskalender

Die Schatten-Krippe

Heute Morgen war ich besonders früh auf. Ich mag es gern, wenn ein neuer Tag in der Stille der Dunkelheit beginnt. Mit einer Tasse Kaffee sitze ich an unserem „Adventsbaum“, der seit dem letzten Jahr (irgendwie hat es sich so ergeben) an die Stelle des Adventskranzes getreten ist, und für ein paar Augenblicke vergesse ich alle Zeit und alle Dinge, die an diesem Tag noch anstehen werden.

Plötzlich bleibt mein ziellos im Wohnzimmer umherschweifender Blick an einem kleinen Wandstück direkt über dem Esstisch hängen. Wie gebannt starre ich auf das Schatten-Spiel, das sich dort hinter dem Kerzenleuchter abzeichnet. Noch niemals zuvor war es mir – trotz gleicher Beleuchtungsverhältnisse – aufgefallen. Was ich sah, war die gesamte Szenerie um das Jesuskind an Heiligabend in Bethlehem, wie es in den traditionellen Weihnachtskrippen nachgestellt ist. Alle waren da: der Engel Gabriel, die Hirten, die Könige, Josef und Maria, die liebevoll auf das Kind in der Krippe schauen – und sogar der alles durchströmende Heilige Geist, und der Lichtbogen eines unsichtbaren Sterns.

Das Glück über diese Entdeckung hat mich durch den gesamten Tag getragen. Wundervoll, wie erbaulich und bereichernd es manchmal ist, nicht nur auf die Dinge im Licht, sondern auch auf die Schatten zu achten.

(Diakonin Dr. Anne C. Weihe, Lazarus Haus Berlin)