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Unpolitisch politisch: Erstes Lobetaler Demokratie-Picknick

Nach dem Fachtag „Demokratie stärken“ im März und davon ausgehenden neuen Alltags-Aktivitäten für die gelebte Demokratie in der Stiftung fand am 21. August auf dem Lobetaler Dorfplatz das erste „Lobetaler Demokratie-Picknick“ statt. Für Veranstalter und Gäste aus Berlin und Brandenburg nur wenige Wochen vor drei ostdeutschen Landtagswahlen Zeit und Gelegenheit, ein klares Votum gegen Rechts abzulegen und Beispiele für eine bunte Gesellschaft und in ihr miteinander offen und freundlich redende Menschen anzubieten.

Waren es kurz vor dem Beginn des Treffens noch knapp 30 Besucherinnen und Besucher so wuchs die Zahl der Interessierten im Verlauf des Nachmittags auf insgesamt knapp 100 an.

Wahrscheinlich weitgereisteste Gäste: Lobetal-Botschafter Peter Hendriks und seine ebenso sozial engagierte Gattin Sigrid aus Erkner. „Eine wirklich gute Gelegenheit, neue Gleichgesinnte kennenzulernen“, begründete Sigrid Hendriks ihre Teilnahme.
In einem Birken-Dreieck hatten die „Wandlitzer Omas gegen rechts“ Fallbeispiele im Ringen für Demokratie und gegen Ausgrenzung an Blättern auf Schnüre gehängt, die schnell Aufmerksamkeit fanden und zum Dialog anregten.

In einem Pagodenzelt spielte die Afrokaribische Band „Afrikadelle“ vom Berliner Verein „Kultur leben“ klassische „Buena-Vista“-Kompositionen ebenso wie eigene Lieder.
Nach und nach wurden die ersten Picknickdecken ausgerollt, der eine brachte Snacks und Obst mit, die andere klein geschnittenes Gemüse, Geschäftsführerin Jeannette Pella eine Packung mit Joghurtbechern Made in Lobetal..
In gelöster Spätsommerstimmung eröffnete Theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, Andrea Wagner-Pinggéra, gegen 17.20 Uhr die Veranstaltung. Sie verwies auf die kurz bevorstehende Brandenburg-Wahl, die in Lobetal niemandem egal sei. Maßstab für die Stimmabgabe solle sein, wie ernst die zur Wahl stehenden Parteien das Grundgesetz der Bundesrepublik und dessen zentraler Aussage: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ nehmen.

Gelebte Vielfalt gegen Ängste

Marco Wonterowski, Lobetal-Bewohner und  gemeinsam mit Diakon Hartwin Schulz Initiator und Einladender des Picknicks, drückte danach seine Hoffnung aus, dass es gute Gespräche geben möge, dass alle „miteinander friedlich zusammenleben in schweren Zeiten.“
Hartwin Schulz erläuterte dazu in kleinerer Runde, dass er die großen Zukunftssorgen von Marco Wonterowski kenne: „Er hat zu mir mehrmals gesagt, dass es nach seiner Ansicht behinderten Menschen schlecht geht, wenn die AFD regiert. Er war erschrocken über behindertenfeindliche Äußerungen von AFD-Rechtsaußen Björn Höcke. Um dagegen etwas zu tun hatten wir gemeinsam die Idee des Picknicks aus der Taufe gehoben: Hier geht es schon vom Namen her um Zusammensein, Teilen, miteinander Reden und entspanntes Zuhören.“

Abgeschaut hatten sich beide diese Idee ein wenig von den „OMAS GEGEN RECHTS“ aus der Großgemeinde Wandlitz. Die organisieren in den Wandlitzer Ortsteilen solidarische Picknicks schon seit einigen Wochen, nachdem sie sich im Februar nach einer Anti-Rechts-Demo in Wandlitz gegründet hatten. Für Mitgründerein Ulrice Fuß sei es deswegen selbstverständlich, dass sie mit den eingangs erwähnten Blättern im Birken-Dreieck, aber auch mit einem eigenen Stand mit Materialien und selbst gebackenen Keksen am Lobetaler Picknick teilnehmen. „Wir arbeiten gut und eng mit Loebtal zusammen, begrüßen auch das in Wandlitz bestehende Hospiz“, sagte sie.

Gespräche und Argumentationshilfen

Gleich neben dem Stand der Omas gegen rechts warb Lutz Reimann von der Agentur Ehrenamt für freiwilliges demokratisches Engagement. „So ein Picknick ist eine gute Sache, ein funktionierendes niedrigschwelliges Angebot, um miteinander ins Gespräch zu kommen“, fasste er zusammen.

David Studier, Gleichstellungsbeauftragter der Stiftung, hatte an der gegenüberliegenden Seite der Dorfplatzwiese seinen Stand mit Argumentations-Materialien aufgebaut und führte dazu und zu anderen Themen viele Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern. Die am Demokartietag im März versprochene Demokratie-Box mit guten Tools gäbe es bereits digital, aber auch im klassischen Printbereich könne man gut unterstützen, wenn es um Demokratie und gegen rechts ging.

Für alle Anwesenden also ein ebenso entspannter und zwangloser wie nützlicher Nachmittag. Initiator Hartwin Schulz bedauerte lediglich, dass kein Raum für Rede und Gegenrede entstand: „Ich hatte einige derjenigen Lobetaler Dorfbewohner, die sehr offen für rechte Einflüssesind, ganz speziell zu unserem Picknick eingeladen. Sie sind nicht vorbeigekommen.“

Wolfgang Kern
Andreas Gerlof


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