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Fachtag setzt starkes Zeichen für Demokratie

Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal setzte mit einem ganztägigen Event Akzente und Impulse für eine wehrhafte Demokratie. Geschäftsführer Martin Wulff spann den Bogen von der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten über den Artikel 1 des Grundgesetzes bis zur biblischen Schöpfungsgeschichte, um die Grundlagen und die Bedeutung der Demokratie zu verdeutlichen. Superintendent Thomas Wisch steuerte praktische Erfahrungen im Umgang mit Demokratie und ihren Gegnern bei. Es fanden engagierte Diskussionen zu verschiedenen Themen statt. Ein Demokratiefeuerwerk zum Abschluss sorgte für Gänsehautfeeling. 

Am 5. März fand in Lobetal ein ganztägiger Fachtag zum Thema "Demokratie stärken" statt. Mitarbeitende der Stiftung trafen sich im Saal Alt-Lobetal, um sich über das Thema auszutauschen und Impulse zu setzen. Die Veranstaltung markierte den Beginn weiterer Aktionen zur Stärkung der Demokratie. In der Einladung zum Fachtag wurde betont, dass sich die Stiftung für ein offenes und demokratisches Miteinander einsetzt. 

Geschäftsführer Martin Wulff freute über die rege Teilnahme. Wegen des großen Echos mussten kurz vor Beginn der Tagung weitere Stühle aufgestellt werden. In seiner Begrüßungsrede betonte er spann er einen Bogen von der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten über den Artikel 1 des Grundgesetzes bis zur biblischen Schöpfungsgeschichte, um die Grundlagen und die Bedeutung der Demokratie zu verdeutlichen. Wulff zitierte den Satz von Friedrich von Bodelschwinghs: „Es geht kein Mensch über diese Erde, den Gott nicht liebt“ und entdeckt darin, den Geist der Vielfalt und Menschlichkeit, die zum Wesen der Demokratie gehören. 

Lassen Sie uns für eine wehrhafte Demokratie eintreten

Martin Wulff erinnerte daran, dass die Demokratiebewegungen in Ost- und Mitteleuropa vor einer Generation zum Ende des Eisernen Vorhangs geführt haben. „Dass wir heute in Demokratie leben können ist der Verdienst vieler mutiger Menschen, die dafür ins Gefängnis kamen oder mit dem Leben dafür bezahlten“ und nannte als Beispiel Nelson Mandela und Alexej Nawalny. „Lassen Sie uns für eine wehrhafte Demokratie eintreten“, appellierte er. Er schloss mit den Worten aus dem Lobetaler Leitbild, dass die Würde jedes Menschen und der Wert des Lebens unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Weltanschauung, Geschlecht, Alter oder Konstitution sind.

Thomas Wisch teilte in seinem Impulsvortrag seine praktischen Erfahrungen im Umgang mit Demokratie und ihren Gegnern.


Thomas Wisch: Praktische Erfahrungen im Brandenburger Aktionsbündnis

Thomas Wisch, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Mittelmark Brandenburg und Vorstandsvorsitzender des Aktionsbündnisses "Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus", teilte in seinem Impulsvortrag seine praktischen Erfahrungen im Umgang mit Demokratie und ihren Gegnern. Als Christ wisse er, dass Gott alle Menschen liebe, aber dass es wichtig sei, in der Sache klar zu sein. „Rechtsextreme Positionen sind nicht mit christlichen Werten zu vereinbaren“, so Wisch. In der Auseinandersetzung mit diesen und auch antisemitischen Positionen müsse man sensibilisieren, indem man die Tragweite rechter Aussagen und Handlungen anspricht und Demokratiefeinden widerspricht. Das Nein und Zivilcourage sei gefragt. Thomas Wisch forderte dazu auf, sehr genau hinzusehen, wenn die Gefahr droht, dass völkische Gruppen Vereine oder kirchliche Kreise unterwandern. Er betonte auch die Bedeutung der sozialen Medien und warnte davor, dass dort oft rechte Kräfte aktiver seien als demokratische Kräfte. 

Man dürfe die Überzeugungskraft „einfacher rechter Antworten auf politische Fragen nicht unterschätzen“. Deshalb mahnte er zur Vorsicht, in eigenen Diskussionen Vertretern von rechtsextremen Gedankenguts ein Podium zu bieten.“ Das Gespräch in kleineren Gruppen und Gremien sei da hilfreicher, weil Argumente besser ausgetauscht werden können. 

Der Saal Alt-Lobetal wurde zu einem quirligen Diskussionsort. Acht im ganzen Raum verteilte Stehtische luden zur Diskussion in wechselnden Gruppen ein.

Intensiver und lebendiger Austausch

Im Anschluss wurde der Saal Alt-Lobetal zu einem quirligen Diskussionsort. Acht im ganzen Raum verteilte Stehtische luden zur Diskussion in wechselnden Gruppen ein. An jedem Tisch gab es einen Diskussionsschwerpunkt zu Aspekten der Demokratie, der von Expertinnen und Experten moderiert wurde. In der abschließenden Resümee-Runde wurde deutlich, wie intensiv der Austausch stattgefunden hat und dass viele Denkanstöße eingebracht wurden.

Acht Thementische

Am von den Hoffnungstaler Werkstätten verantworteten Diskussionstisch wurden insbesondere Fragen der Mitgestaltung diskutiert, der scheinbare Widerspruch zwischen Hierarchie und Demokratie angesprochen und der Wert von Mitarbeiterversammlungen unterstrichen. Wo ist im Werkstattalltag Demokratie implementiert? Wo sind hier ihre Grenzen? Und: Welche Gruppen haben im Werkstattalltag noch keine Stimme, wie zum Beispiel die psychisch Kranken?

Unter der Überschrift „Diakonische Identität“ ging es an einem anderen Tisch auch um Methodisches: Wie gehen wir aufeinander zu, wie gelingt es, dass wir jeden ausreden lassen? Inhaltlich bewegte sich an diesem Ort vieles um die Themen Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Wo endet, wo beginnt Freiheit?

Beim Thema „Inklusive Bildung“ wurde unter anderem demokratisches Argumentationstraining und der Komplex „Leichte Sprache“ angesprochen. An wen wenden wir uns im Konfliktfall? Wer definiert rote Linien? Welche Konsequenzen hat das? Und Wer ist eigentlich „wir“ wo doch am Fachtag nahezu ausschließlich nur Mitarbeitende der Stiftung teilnahmen.

In der Runde unter Federführung der Öffentlichkeitsarbeit tauchte häufig der Gedanke auf: Lobetal ist bekannt, aber ….? Ist das nicht für viele lediglich der ökologische Betrieb bei Bernau mit dem Bio-Joghurt? Die Stiftung müsse nach außen erkennbarer werden, in ihrem Innern aber auch die Mitverantwortung des Einzelnen stärker verankern, sonst wird es schwierig mit der Stärkung der Demokratie.

Am Tisch der Agentur Ehrenamt waren Fragen von Zivilcourage und Meinungsfreiheit, aber auch die Gefahr der Unterwanderung diskutiert worden. Was heißt Toleranz? Wo brauchen wir Null-Toleranz? Was ist mit dem Mitspracherecht, wenn der Dienstplan entsteht? Wie bekommen wir mehr kollegialen Austausch hin?

Am Stand der Schulen hatte man vor allem zum Thema „Clear Teaching“ informiert. Man diskutierte, wie Radikalisierungen schnell erkannt werden können und wo das Konsequenzen für Mitarbeitende haben müsse.

Auch am Stehtisch des Jugendmigrationsdienstes ging es vorrangig um eine Vorstellung der eigenen Arbeit: wie man Teilhabe für junge Migranten organisiert, Respekt-Coaches für Schulen ausbildet und wie man strukturellen Rassismus zurückschraubt und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse verbessert.

Am Tisch der Gleichstellungsvertretung hatten viele Diskutierende betont, dass die Stiftung bei der Parität von Frauen und Männern gut aufgestellt sei. Aber: Gibt es wirklich eine Strategie zur Entwicklung der Gleichstellung? Einig war man sich, dass man in vielerlei Hinsicht wachsam bleiben und hinschauen müsse. So gäbe es noch zu wenige Mitarbeitende mit Migrationshintergrund.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zahlreiche Statements vorgetragen und ein wahres Feuerwerk der Demokratie explodieren lassen.

Demokratiefeuerwerk zum Abschluss mit Gänsehautfeeling

Dass nicht nur der Fachtag an sich ein Statement für „Demokratie stärken“ war, sondern jede und jeder Einzelne ganz in diesem Sinne auftreten kann, bewiesen die Teilnehmenden im abschließenden Demokratiefeuerwerk. Zahlreiche Statements, eingeleitet durch den Satz: „Demokratie bedeutet für mich…“ wurden in der Abschlussrunde vorgetragen und erzeugten ein Gänsehautfeeling.

David Studier, Gleichstellungsbeauftragter der Stiftung, würdigte die Tagung als ein deutliches Bekenntnis zur Demokratie und betonte, dass man sensibilisiert wurde und nun sprachfähiger sei, Haltung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Für alle Interessierten entsteht in Fortführung des Projektes „Demokratie stärken!“ unter anderem eine „Demokratie-Box mit guten Tools, auch mit spielerischen Ansätzen“.

Jeannette Pella, designierte Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, betonte, dass die Tagung ein erfolgreicher Auftakt für ein Projekt war, das weitergeführt werde. Sie sagte: „Wir müssen und werden die heutigen Impulse mitnehmen. Die Tagung konnte nur ein Auftakt sein. Lassen Sie uns zum Thema Demokratie noch sprachfähiger werden.“

Wolfgang Kern/Andreas Gerlof
8.3.2024