Reichtum der Welt
In der vergangenen Woche hat sich ein „Ohrwurm“ in mein Gehör „geschlichen“. Es gibt viele solcher Ohrwürmer, die man längst vergessen meint. Plötzlich, wenn man gar nicht damit rechnet, erklingen sie bei einer Gelegenheit und sind wieder präsent. Man summt die Melodie vor sich hin, oder kann sogar noch Textpassagen mitsingen. Laut Wikipedia ist ein Ohrwurm „die umgangssprachliche Bezeichnung für ein eingängiges, leicht merkbares Musikstück, das dem Hörer für einen längeren Zeitraum in Erinnerung bleibt und einen hohen akustischen Wiedererkennungs- und Reproduktionswert besitzt. Der Duden definiert den Ohrwurm als „Lied, Schlager, Hit, der sehr eingängig, einprägsam ist“, abgeleitet von den gleichnamigen Insekten, die nach volkstümlicher Vorstellung „gern in Ohren“ kriechen.
Ein solcher Song aus meinen Kindertagen war also plötzlich wieder da und ging mir eine Zeit lang nicht mehr aus dem Kopf. Auf eine Schallplatte meines älteren Bruders gepresst, spielte ich ihn damals immer wieder ab und hörte ihn „rauf und runter“. Es handelt sich um ein Lied des damals in der DDR bekannten und 1983 nach einem Gastspiel in West-Berlin gebliebenen Liedermachers Holger Biege aus dem Jahr 1979 mit dem Titel „Reichtum der Welt“. Hier der Text:
Groß ist der Reichtum der Welt heute noch
Und unsere Erde bleibt unser Stern
Wenn auch die Menschheit heut schon
Nach andren Sternen greift
Bleibt die Erde der eine Stern
Wo alles wächst und reift
Gibt es den Reichtum der Welt morgen noch
Oder ist vieles davon schon hin?
Die Luft, die uns erst leben lässt,
Hüllt den Erdball ein
Soll für alle die nach uns kommen
Sie schon vergiftet sein?
Gibt es den Reichtum der Welt morgen noch
Oder ist vieles davon schon hin?
Das Land und auch die Ozeane
Können sich nicht wehr'n
Ihre Schätze soll'n späteren
Auch so wie uns gehör'n
Gehört der Reichtum der Welt allen schon
Oder bleibt vielen nicht viel versagt?
(Text: Fred Gertz / Komposition: Holger Biege)
Heute, mit der verloren gegangenen kindlichen Naivität und einer weiter reichenden Lebens- und Glaubenserfahrung höre ich den Text anders und staune über seine Aktualität - könnte er nun mehr als 40 Jahre später doch auch in unsere heutige Zeit hineingeschrieben sein...
Aus der Perspektive von 1979 gesehen sind wir bereits in dem „ ...morgen noch... „ angekommen. Wie steht es also heute, keine 2 Generationen später, um den Reichtum der Welt? Wieviel ist „...davon schon hin...“ - unwiederbringlich verloren? Wer profitiert vom Reichtum der Welt und wem ist er versagt? Auf der ganzen Welt machen sich die globalen Veränderungen bemerkbar – teilweise schon mit sehr schrecklichen Folgen für die Menschen. Die Schöpfung, eben der „Reichtum der Welt“, ist ein Geschenk Gottes an alle Menschen, ohne Ausnahme. Ein Geschenk ist ein Zeichen der Liebe, es will beachtet und in Ehren gehalten werden. Gott hat uns den Reichtum der Erde anvertraut, damit wir verantwortungsvoll damit umgehen und diesen auch für unsere Kinder und weitere Generationen bewahren.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. (Gen 1,31)
Britta Knopp