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Wunderliches

Vor einigen Wochen hatte ich den heimischen Rasen gemäht. Am nächsten Morgen blickte ich im Vorbeigehen stolz auf das Ergebnis meiner Mühen.

© Peter Maciej

Und siehe da: Vor mir standen aufrecht und in voller Pracht zwei Pusteblumen. Als wäre der Rasenmäher niemals über sie hinweggefahren. Fast hörte ich sie fröhlich rufen: Pustekuchen!

Das war für mich wie ein kleines Wunder. Ich war voller Staunen und Fragen.

Den ganzen Tag über kam mir die morgendliche Begegnung wieder und wieder in den Sinn. Und die Freude darüber, dass ich diese beiden Wunderblumen überhaupt bemerkt hatte.

In der Bibel (Luther 2017) gibt es einhundertmal das Wort Wunder.

Eine der schönsten Stellen ist für mich der Anfang des 98. Psalm: Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm. Bestimmt hätten meine Pusteblumen dabei mit eingestimmt.

An vielen dieser einhundert Stellen geht es aber vor allem darum, die großen und kleinen Wunder Gottes zu erkennen. Sie wahrzunehmen und sich daran zu erinnern.

Wunder wollen entdeckt werden. Dann können sie ihre große Gabe in uns entfalten.

Dass ich das kleine Blumenwunder im Vorbeigehen bemerkt habe war mir ein großes Geschenk. Für einen ganzen Tag voller freudigem Staunen.

Doch manches Wunder bleibt oft wohl unentdeckt. Und seine schöne Gabe ungebraucht.

Der freundliche Blick eines sonst eher mürrischen Zeitgenossen.
Eine nachsichtige Antwort auf den gemachten Fehler.
Das leise Wort eines schweigsamen Menschen.
Musik aus einem Fenster, die zum Innehalten einlädt.
Dass jemand ganz selbstverständlich einspringt für mich …

Wenn Sie mich nun für etwas wunderlich halten – dann wäre es in diesem Sinne ein Kompliment für mich. Wenn auch ein unverdientes.

Denn ich habe den Blick viel zu oft nicht frei für die Wunder in meinem Leben.

Dass sie geschehen, daran glaube ich ganz fest.

So wünsche ich Ihnen einen wundervollen Tag. Und dass Sie das eine oder andere Wunder entdecken und für sich bewahren können.

Denn das Brot aus solchen guten Erfahrungen ist Wegzehrung für die schlechteren Zeiten.

Ihr Peter Maciej