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Heute ist Funkstille!

Die Funkstille ist eine Erfindung der christlichen Seefahrt. Ich weiß, umgangssprachlich wird darunter das Schweigen zwischen Menschen verstanden. Doch die Funkstille der Seefahrt ist keine Zeit des Schweigens, sondern des Horchens. Funkstille bedeutet, dass viermal stündlich jeglicher Funkverkehr für drei Minuten einzustellen ist. Auf der Notruffrequenz für Sprechfunk sind es die drei Minuten nach der vollen und halben Stunde; eine zweite Frequenz sieht dafür je drei Minuten nach der viertel und dreiviertel Stunde vor.

© Peter Maciej

Die Zeit der Funkstille ist ausschließlich reserviert für Notsignale und deren Beantwortung. So bekommen SOS-Rufe eine Chance auf Empfang und Gehör. Und die Antworten können die Rufenden sicher erreichen. Dafür gibt es richtige Funkstille-Uhren, auf denen diese Pausen markiert sind.

Das ist eine kluge und segensreiche Einrichtung. Bis heute. Stellen Sie sich einmal vor, wir alle hätten auch so eine Funkstille-Uhr an unseren Plätzen und wüssten: diese drei Minuten sind reserviert für „Notrufe“ - also für das Hören auf das, was jetzt wirklich nottut.

Drei Minuten Stille, um zu lauschen, ob in mir etwas SOS funkt oder ob mich jemand in Not erreichen möchte. Drei Minuten Empfangsbereitschaft für hilfreiche Signale, für tröstende oder bestärkende. Drei Minuten heilsame Unterbrechung!

Das ist im Alltag schwer. Die viele Arbeit lässt die Zeiger unserer Uhren oft über diese viermal drei Minuten hinwegrasen. Telefon, E-Mails, Gespräche, Dokumentation und die vielen Erwartungen der Menschen um uns herum ... Zu viele Signale für die Stille, viel zu oft.

Darum passt es gut, dass ausgerechnet der Tag der Arbeit, heute am 1. Mai, ein F(r)eier-Tag ist. Heute soll die Arbeit ruhen! Heute ist Funkstille! ...und für die heute Arbeitenden dafür an einem anderen Tag.

Das ist gut und wichtig für uns. Pause und Zeit für Stille, für die Notrufe aus Leib und Seele, für gute Nachrichten an unsere Adresse, für die Signale von anderen Mitreisenden …

Schließlich ist es so von Anfang an für uns vorgesehen: „Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen, auch in der Zeit des Pflügens und des Erntens“ heißt es im ersten Buch Mose. 2Mo 34,21

Darum ist es gerade am Tag der Arbeit recht und billig, sich an diese Bestimmung zu erinnern.

Und für jeden anderen Tag der Wunsch: Halten Sie ab und zu Funkstille - z.B. viermal drei Minuten! Ich wünsche viel Erfolg dabei – und guten Empfang!

P.S. Falls auch das Funkstille-Halten zunächst richtig anstrengende Arbeit ist, lassen Sie sich nicht entmutigen. Übung macht die Meisterin und den Meister auch!

Ihr Peter Maciej