Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung: Aktionen in Lobetal und Basdorf
Auf dem Lobetaler Dorfplatz luden Mitarbeitende, Bewohnerinnen und Bewohner zum Austausch über ein barrierefreies Miteinander ein. An einem Aktionsstand wurde Informationsmaterial verteilt und Menschen mit Einschränkungen berichteten im persönlichen Gespräch von ihren täglichen Erfahrungen. Rollstuhlfahrerin Franziska Wenzel erzählte, dass im normalen Linienbus immer nur Platz für einen Rollstuhl ist. „Alle anderen müssen dann auf den nächsten Bus warten, der erst eine Stunde später kommt. Da kann dann auch wieder nur einer mit.“
Der Lobetaler Volker Wittig, der auch auf einen Rollstuhl angewiesen ist, ärgert sich: „Das geht mir so auf den Senkel! Die ganzen Barrieren ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche.“ Türen, die einem jemand aufmachen muss, Klingelknöpfe, vor denen Fahrradständer stehen und viel zu enge Gänge in Geschäften machen ihm das Leben schwer. Um sein Ziel zu erreichen, muss er oft lange Umwege in Kauf nehmen und sich für Fahrten vorher telefonisch anmelden. „Wo bleibt denn da die Spontanität?“ fragt er. Das unterstreicht Einrichtungsleiterin Zarina Engel: „Bewohnerinnen und Bewohner müssen oft einzeln mit Dienstfahrzeugen gefahren werden, wenn mal wieder kein Platz im Bus war. Sie fragt: „Wenn sie ihren Arbeitsort nicht erreichen können, wo bleibt da die Teilhabe, wo die Selbstbestimmung?“
Protestzug durch Lobetal
Um 15 Uhr setzte sich ein Protestzug auf den Weg. Heilerziehungspflegerin Danielle Villain und Einrichtungsleiterin Andrea Tholl gestalteten mit einer Gruppe von nicht lesenden Menschen Schilder, mit denen sie in einer Protestaktion in Lobetal einige Hinweis- und Straßenschilder überklebten. Ziel der Aktion war, darauf aufmerksam zu machen, wie schwierig die Orientierung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen ist. „Das Wegetraining, das wir mit allen so lange machen, bis sie sich hier zurechtfinden, wäre so viel einfacher, wenn es zu den geschriebenen Worten auch leicht verständliche Bilder gäbe.“, berichtet Frau Villain. Mit Bollerwagen, Luftballons, Schildern und reichlich guter Laune zogen die Akteurinnen und Akteure los und verteilten die Schilder in Lobetal. Unterwegs mussten sie immer wieder erklären, was sie gerade tun. Dabei wurde deutlich, dass den meisten Lesenden die Problematik gar nicht klar war. „Genau darum,“ fasst Danielle Villain zusammen, „haben wir ja hier und heute mal Bescheid gesagt.“
Aktion in Basdorf
Auch in Basdorf (Wandlitz) vor dem Kontaktladen THEO in der Theodor Fontane Straße 6 war die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal mit einem Aktionsstand vertreten. Hier gab es die Möglichkeit mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren ins Gespräch zu kommen, auf Barrieren aufmerksam zu machen und sich auszutauschen, wie der gemeinsame Raum innerhalb der Nachbarschaft von allen belebt und genutzt werden kann. Ein Selbsterfahrungsparcours wurden Passantinnen und Passanten dazu eingeladen, die Umgebung selbst einmal „mit anderen Augen“ wahrzunehmen und auf mögliche Barrieren und Hindernisse zu überprüfen.
Gemeinsam Barrieren sichtbar machen und abbauen
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich beim Thema Inklusion zwar schon viel getan, aber in vielen Teilbereichen gibt es nach wie vor großen Handlungsbedarf. Deshalb stand die vielfach noch fehlende Barrierefreiheit in diesem Jahr im Fokus des Protesttages. Unter dem Motto „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“ soll sie das Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Jede Barriere verhindert die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Mobilität von Menschen mit Behinderung.
Bilder zum Protesttag:
https://www.lobetal.de/aktuelles/meldungen/945-protesttag-zur-gleichstellung-von-menschen-mit-behinderung-aktionen-in-lobetal-und-basdorf#sigProId84b24e81b9
06.05.2022 / JK