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Hoffnungstaler Stiftung Lobetal vollzieht Paradigmenwechsel: Aus Heimbewohnerinnen und Heimbewohner werden Mieterinnen und Mieter

In dem barrierefrei gestalteten dreigeschossigen Gebäude befinden sich 27 Wohnungen für 31 Menschen mit seelischer Behinderung, davon sind drei Wohnungen rollstuhlgerecht, vier Wohnungen sind für je zwei Personen ausgelegt. Hinzu kommt eine Gemeinschafts-Wohnküche mit Zugang zur Dachterrasse.

„Sozialraumorientierte Versorgungsmodelle werden dringend benötigt. Hier gibt es jetzt eines. Und dafür bin ich, sind wir als Land Brandenburg, Ihnen sehr dankbar.“ Abteilungsleiter Rainer Liesegang überbrachte die Grüße von Ministerin Ursula Nonnenmacher (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg) und betonte, wie wichtig solche Orte sind, wie sie die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in Königs Wusterhausen geschaffen hat. „Es liegt mitten in der Stadt, mitten im Sozialraum. Das ist eine Voraussetzung, dass Inklusion und Teilhabe gelingen kann. Das ist vorbildlich.“

Hausherrin und Einrichtungsleiterin Dianne Gampe war diese Perspektive Motivation, sich vor Jahren beruflich neu zu orientieren. Mit diesem Tag ist das Ziel erreicht. Sie sagt: „Wir wollen, dass es normal und selbstverständlich ist, dass Menschen mit Assistenzbedarf Teil des Gemeinwesens sind.“

Für Geschäftsführer Martin Wulff ist die Einweihung „ein Schlussstein der Enthospitalisierung“, an diesem Ort. Andere würden folgen. Der Weg dahin sei lang und steinig gewesen. Er blickt zurück: „Diesen Weg sind wir mit Ihnen vertrauensvoll gemeinsam gegangen, damit Sie jetzt als Mieterinnen und Mieter ein selbständiges Leben führen können.“ 2007 hätten die ersten Gespräche mit den Asklepios Kliniken begonnen. Nach einer Pause von fünf Jahren wurde diese erneut aufgenommen, um dann zwei Jahre zu verhandeln. Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal hat dann im Juli 2017 den Auftrag der Schaffung eines Enthospitalisierungskonzepts für Menschen mit seelischen Behinderungen / chronischen psychischen Erkrankungen im Rahmen der Betriebsübernahme des „Fachbereich Sozialpsychiatrische Rehabilitation“ von den Asklepios Fachklinken GmbH Brandenburg übernommen.

Fast weitere fünf Jahre hat es seitdem bis zum Umzug von Klinikgelände in Teupitz in die Stadt Königs Wusterhausen gedauert. Vor diesem Hintergrund erinnerte Theologische Geschäftsführerin der Stiftung Andrea Wagner-Pinggéra in ihrer einleitenden Besinnung an die alttestamentarische Geschichte vom beschwerlichen Auszug aus Ägypten, der am Ende das Volk Israels an das langersehnte Ziel brachte. „Das ist auch Ihre Geschichte und Gott hat Sie die ganze Zeit begleitet.“

Mit dem Durchschneiden des roten Bandes wird der Einzug in das Apartmenthaus gefeiert. Paradigmenwechsel: Aus Heimbewohnerinnen und Heimbewohner werden Mieterinnen und Mieter.

Für Joachim Rebele, Bereichsleiter Teilhabe, ist dieser Tag ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einer Gesellschaft, wo es keinen Unterschied mehr macht, wer wo wie und warum lebt. „Mein Traum ist, dass es keine Rolle mehr spielt, wo Menschen mit Assistenzbedarf wohnen.“ Dieses Haus habe aufgrund der Fördermittel eine Zweckbindung. Er gibt das Versprechen ab: „Zweckbindungen sollen eines Tages keine Rolle mehr spielen müssen, um Wohnraum für Menschen mit besonderem Status zu schaffen. Das wollen wir auflösen, daran werden wir arbeiten.“

In dem barrierefrei gestalteten dreigeschossigen Gebäude befinden sich 27 Wohnungen für 31 Menschen mit seelischer Behinderung, davon sind drei Wohnungen rollstuhlgerecht, vier Wohnungen sind für je zwei Personen ausgelegt. Hinzu kommt eine Gemeinschafts-Wohnküche mit Zugang zur Dachterrasse.

Innerhalb der Wohnanlage leben die Männer und Frauen selbstständig als Mieterinnen und Mieter und können Assistenzleistungen nach Bedarf in Anspruch nehmen. Zur Normalität gehört, dass jedes Einzelapartment eine Klingel und ein eigenes Bad haben.

Im Erdgeschoss befinden sich zudem die Diensträume für das Team der Ambulanten Betreuung. Von hier aus werden Menschen sowohl in deren eigenem Wohnraum als auch in den zum Angebot gehörenden Außenwohngruppen in Königs-Wusterhausen, in Halbe und Groß-Köris unterstützt.

Die Baukosten betragen 4,9 Millionen Euro.