Ein Gespräch über Leben und Sterben: Ehepaar Schneider diskutiert über Sterbehilfe, Tod und Ewigkeit
Anne Schneider, ehemalige Religionslehrerin, und Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, waren beim jüngsten Lazarus Hospiz-Forum in der Berliner Zionskirche zu Gast. Sie wurden als Ehepaar bekannt, weil sie in der politischen Debatte um das Verbot organisierter Sterbehilfe öffentlich eine Kontroverse austrugen. Über dieses Thema ist das Buch „Ein Gespräch über Leben und Tod“ entstanden.
Darf ein Mensch, wenn er sterbenskrank ist, seinem Leben selber ein Ende setzen? Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen Jahr das Verbot der gewerbsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt. Konkretere gesetzliche Regelungen fehlen noch. Sollen Ärzte dafür zur Verfügung stehen? Und auch in Hospizen? Was haben diese Fragen mit unserem persönlichen Glauben und unserem Kirchenverständnis zu tun?
Um diese Themen kreiste die Lesung und das familiäre Gespräch. Theologisch fundiert diskutierten sie über eine menschendienliche Sterbehilfe, die vor Gott und Mitmenschen verantwortet werden kann. Dabei spiegelten ihre Positionen persönliche Erfahrungen aus dem pfarramtlichen und religionspädagogischen Dienst, ebenso aus dem Erleben von Krankheit und Sterben ihrer Tochter Meike und aus ihrer Auseinandersetzung mit eigener Krankheit.
Anne Schneider plädierte dabei für die rechtlich gesicherte Möglichkeit eines ärztlich assistierten Suizids. Nikolaus Schneider widerspricht an dieser Stelle. Er hat die Sorge, dass durch diese gesetzliche Regelung eine Ausnahmesituation zur Normalität werden könne. Vielmehr sei es notwendig die Begleitung eines sterbenden Menschen durch palliative Versorgung und Ausbau der hospizlichen Infrastruktur zu verbessern.
Dennoch: Beide sind der Meinung, dass der Mensch am Ende in dieser Entscheidung autonom bleiben solle und selbst entscheiden müsse, ob er in der Extremsituation einer unheilbaren und verzehrenden Krankheit Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte. „Der Knackpunkt ist, welches System wir entwickeln um in dieser Situation zu helfen“, so Schneider abschließend.