Tacheles reden über Pflege - Besuch von stellvertretendem Vorsitzenden der CDU Fraktion im Sächsischen Landtag, Dr. Stephan Meyer und Karl-Josef Laumann (CDU), Sozialminister von Nordrhein-Westfalen.
(Lobetal/Waltersdorf) Tacheles reden über die Pflege. Dazu gab es am vergangenen Donnerstag (8. August) im Lazarus-Haus in Waltersdorf Gelegenheit. Anlass war der Besuch von Fraktionschef der CDU im Sächsischen Landtag, Dr. Stephan Meyer, in Begleitung von Karl-Josef Laumann (CDU), dem früheren Pflegekoordinator der Bundesregierung und jetzigen Sozialminister von Nordrhein-Westfalen.
„Alles was Ihnen auf dem Herzen liegt, können und sollen Sie heute ansprechen”, ermunterte die Bereichsleitung der Altenhilfe der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal Karin Abromeit in ihrer Begrüßung die rund ein Dutzend Pflegekräfte, die zur Gesprächsrunde gekommen sind. Das ließen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zweimal sagen. Themen gab es genug: Wie finden wir genug Pflegekräfte? Wie können wir junge Menschen für den Beruf motivieren? Wie verbessern wir die Arbeitsbedingungen und das Ansehen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Wie können wir den künftigen Bedarf an Pflege decken?
Laumann brachte die zentralen Herausforderungen schnell auf den Punkt: Er wies auf die kontinuierlich steigende Anzahl der Menschen hin, die auf Pflege angewiesen sind. Deshalb: „Wir brauchen künftig eine vielfältige und bunte Pflegelandschaft.” Für Laumann gibt es zwischen der ambulanten Versorgung und der stationären Versorgung keine Rangordnung im Sinne von „ambulant vor stationär“. „Wir brauchen beides”, so Laumann. Hinzu werden weitere Angebote kommen wie bspw. Pflegewohngruppen, die sich mehr und mehr durchsetzen. Auch ausländische Pflegekräfte werden zwingend benötigt. Dafür gelte es Voraussetzungen zu schaffen und sie willkommen zu heißen.
Für ihn haben Pflegekräfte ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. „Am Ende sind die Angehörigen sehr dankbar, wenn sich die Pflegekräfte liebevoll um Eltern kümmern.” Allerdings berichteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch von Erfahrungen, dass Angehörige in Pflegeheimen selten durch ihre Verwandten besucht werden. Dazu sagte Laumann: „Wenn es Mama und Papa im Heim gut gehen soll, dann müssen die Kinder sie auch ab und zu besuchen.” Es brauche immer das private Engagement und das Zusammenspiel aller. Auch könne jeder Einzelne schon heute einen Beitrag für seine Zukunft leisten, jenseits von Finanzierungsfragen: „Lebe so, dass dich im Alter die Menschen leiden und besuchen möchten”, so Laumanns Rat.
Doch damit ist es nicht getan. Es brauche weitere Weichenstellungen durch die Politik. Laumann erinnert: „Wir haben in den letzten 30 Jahren viel auf den Weg gebracht und werden weitere Anstrengungen unternehmen müssen wie bspw. die Pflegeschlüssel kritisch zu überprüfen und verbessern.“ Er ermunterte die Wohlfahrtsverbände ihren Einfluss geltend zu machen, um die Interessen der Pflegekräfte gegenüber den Kostenträgern deutlich zu vertreten, „denn ohne Diakonie und Caritas gehe in der Pflege nichts.”
Dennoch sei Geld nicht alles. Untersuchungen zeigten, dass ältere Menschen und Mitarbeiter vor allem den menschlichen Geist schätzen, der in einer Pflegeeinrichtung herrsche. Das Lazarus-Haus in Waltersdorf sei dafür vorbildlich.
Auch für Dr. Stephan Meyer ist es bewundernswert, was Pflegekräfte Tag für Tag leisten. Er sagte: „Die Sicht der Praxis ist mir immer wichtig. Deshalb absolviere ich meinen jährlichen Perspektivwechsel in diesem Jahr im Lazarus-Haus in Waltersdorf.” Politik müsse sich am Praxisalltag orientieren. Da sei ein Perspektivwechsel stets hilfreich. Deshalb wird er am 19. August seinen Sakko in den Pflegekittel umtauschen. Um acht Uhr startet sein Einsatz.
Das Lazarus-Haus in Waltersdorf gehört zur Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, die in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin Pflegeeinrichtungen und -angebote unterhält. Das Lazarus-Haus verfügt über 60 stationäre Pflegeplätze mit eingestreuter Kurzzeitpflege.