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Das Kleeblatt von Lübben

 

Fontane Straße in Lübben - das ist eine ziemlich normale Wohngegend mit freundlichen Wohnblocks. Auf der Klingel Tür stehen die Namen: Frau Tschöpe, Frau Vogel, Frau Blatt. Hier bin ich richtig.

Sonja Tschöpe (53) öffnet die Tür, dahinter schauen Heike Vogel (47) und Christiane Blatt (37) neugierig. Ich werde schon erwartet und freundlich begrüßt. Gleich erfahre ich, warum es etwas Besonderes ist, in diesem unaufgeregten Stadtteil von Lübben zu wohnen.

Am Küchentisch erzählen wir miteinander. Ich erfahre, dass die drei Frauen erst Mitte Januar hier eingezogen sind. Jede hat ein eigenes Zimmer, individuell eingerichtet. In der Küche wird selbst gekocht. Morgen zum Beispiel gibt es Spinat mit Rührei, am Sonntag dann Geschnetzeltes mit Reis. Es gab auch schon mal Kotelett mit Rosenkohl und Kartoffeln oder auch leckere Maccheroni. Oft kocht Sonja Tschöpe. Sie hat das früher einmal gelernt. „Man kann endlich kochen, was man will, essen, was man will und wann man will“, berichten die Frauen. Einmal in der Woche wird der Küchen- und Putzplan aufgestellt. „Wir sind füreinander da und verstehen uns bestens. Wir sind wie ein richtiges Kleeblatt“, erzählt Christiane Blatt. Die anderen nicken zustimmend.

Frau Vogel und Frau Blatt sind gerne mit ihren Hunden unterwegs.

Sie werden dabei begleitet von Lisa Deutschmann und Maria Scholz. „Die Mitarbeiterinnen der Lobetaler Wohnen meinen es so gut mit uns, kümmern sich um alles“, weiß Heike Vogel. Frau Deutschmann begleitet beim Einkaufen und schaut täglich vorbei, um die anliegenden Dinge zu besprechen. Jede Woche gibt es Taschengeld, das selbstständig eingeteilt wird.

Morgens verlassen sie die Wohnung, um zu arbeiten. In der Werkstatt restaurieren sie alte Möbel oder erlernen das Flechthandwerk, um die Sitzflächen von Stühlen zu reparieren. Hin und wieder sind sie im SchoberTreff. Dort bedienen sie die Gäste, backen leckeren Kuchen und verkaufen die Dinge, die in der Werkstatt entstanden sind, beispielsweise den beliebten Spreewaldkahn.

Langeweile kommt nicht auf. Die Liste der Hobbies ist lang. Frau Vogel geht gerne schwimmen oder Skilaufen, interessiert sich für Fußball oder macht Handarbeiten. Gemeinsame Zeit verbringen sie vor dem Radio. Sie hören Schlager oder Märchensendungen. Auch längere Spaziergängen stehen auf dem Stundenplan. Schließlich ist Bewegung gesund.

Zuvor lebten die Frauen viele Jahre in einem Haus der Asklepios Kliniken in Lübben. Sie haben ihren Alltag eher an den Dienstplänen ausrichten müssen als an ihren eigenen Interessen. Manche von ihnen sind selten mit einem öffentlichen Bus gefahren oder in einen Friseursalon gegangen oder haben einfach mal einen Kaffee in der Bäckerei um die Ecke getrunken. Selbstständigkeit wurde ihnen nicht zugetraut. Nun können sie das tun, wozu sie Lust haben. Sie können leben wie Sie und ich.

Die Entscheidung zu diesem Schritt war gar nicht so einfach. „Ich hatte Sorge, ob wir das schaffen“, sagt Sonja Tschöbe. „Ich hatte schon ein wenig Angst vor der Veränderung nach all den Jahren.“ Manche Bewohner im Heim hätten sogar gemeint, dass das nie klappen wird. Doch es waren viele Menschen an ihrer Seite, die Mut machten und sagten: „Sie schaffen das.“ Sie haben sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern intensiv auf diesen Schritt vorbereitet: mit Erfolg.

Und wie ist jetzt? „Ich finde, es ist ziemlich sehr gut“, strahlt mir Frau Blatt entgegen. „Wir haben es hingekriegt.“ Darauf können die drei wirklich stolz sein. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch. Die Frauen haben Großartiges geleistet. Und keiner soll mehr sagen: „Das schafft Ihr nie.“

Frau Blatt kann von Katzen nicht genug haben.