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„Sie haben so viele Menschen berührt“ - Einsegnungsjubiläum in der Stiftung „Lazarus-Diakonie Berlin“

Am 30 September feierte die Stiftung „Lazarus-Diakonie Berlin“ in einem Festgottesdienst das Einsegnungsjubiläum der Diakonissen-Schwesternschaft und der Diakoniegemeinschaft. Die Diakonissen Ruth Klages (sitzend li.) und Christel Schade (sitzend mi.) blicken zurück auf 60 Jahre, Diakonisse Brigitte Queißer (stehend 2.vl.) wurde vor 50 Jahren in ihren Dienst eingesegnet.

Schwester Bärbel Blunck (sitzend re.) wurde vor 30 Jahren in die Diakoniegemeinschaft der Lazarus-Diakonie eingesegnet. Auch diese Schwesternschaft gehört wie die Diakonissen-Schwesternschaft zum Kaiserswerther Verband.

 Pastorin Winter erinnerte bei der Begrüßung an die Anfänge der Lazarus-Diakonie. Gründer Pfarrer Wilhelm Boegehold gründete ein eigenes Diakonissenmutterhaus in der Tradition des Kaiserswerthers Verbands und begann mit der Ausbildung der Schwestern, um Personal für das Lazarus Krankenhaus sicher stellen zu können.

 

Alle guten Dinge sind drei. Dieser Gedanke lag nahe, als Vorsteherin der Stiftung „Lazarus-Diakonie Berlin“ und Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, Pastorin Friederike Winter, am 30. September gleich drei gute Anlässe bei der Begrüßung der Festgemeinde in der Lazaruskapelle nennen konnte: Erntedank, Einsegnungsjubiläum und Gründungsjubiläum der Lazarus-Diakonie vor 153 Jahren.

„Was kann es einen besseren Zeitpunkt für das Einsegnungsjubiläum geben als diese Ereignisse”, fragte sie. Es galt große Jubiläen zu feiern: Die Diakonissen Ruth Klages und Christel Schade wurden vor 60, Diakonisse Brigitte Queißer vor 50 Jahren in ihren Dienst eingesegnet. Schwester Bärbel Blunck würde vor 30 Jahren in die Diakoniegemeinschaft der Lazarus-Stiftung eingesegnet. Auch diese Schwesternschaft gehört wie die Diakonissen-Schwesternschaft zum Kaiserswerther Verband.

Erinnerung an die Anfänge

Pastorin Winter erinnerte bei der Begrüßung an die Anfänge der Lazarus-Diakonie. Gründer Pfarrer Wilhelm Boegehold kam 1863 ins Gemeindepfarramt der Elisabeth-Gemeinde in der Invalidenstraße in Mitte. Dort erlebte er bei seinen Hausbesuchen das für uns heute unvorstellbare soziale Elend der damals rasant wachsenden Großstadt Berlin.

Um die Not zu lindern, hatte er im Sinn ein Krankenhaus und eine Kapelle zu errichten. Dorthin sollten die Menschen auch dann kommen können, wenn sie nicht über Sonntagskleidung verfügten. Medizinische Hilfe und Seelsorge - das gehörte für ihn zusammen. Mit Spenden und Zuwendungen des örtlichen Kirchbauvereins konnte mit der Grundsteinlegung im Jahr 1865 der Anfang gemacht werden. Bald folgte ein Erweiterungsbau. Es entstand das Lazarus-Krankenhaus. 1870 wurde es mit 137 Betten eröffnet.

Personalmangel war auch schon damals ein Thema. Pastor Boegehold trieb die Frage umher: Woher qualifizierte Pflegekräfte nehmen? Ohne Diakonissen sei das nicht möglich, so seine Überzeugung. Er wandte sich nach Kaiserswerth bei Düsseldorf ans dortige Diakonissenmutterhaus mit der Bitte um Unterstützung. Einige Schwestern kamen, allerdings konnten diese nicht langfristig bleiben, und es waren zu wenige.

So reifte der Entschluss, ein eigenes Diakonissenmutterhaus zu gründen und eine eigene Schwesternschaft in der Tradition des Kaiserswerther Verbandes auszubilden. In den Unterlagen ist zu lesen: „Unser Mutterhaus war damals eine kleine Familie: fünf Probeschwestern und eine Diakonisse. Unsere Oberin, Gräfin von Hertzberg, war die Seele der Familie.“ Die Zahl der Schwestern wuchs von 37 im Jahre 1872 auf 93 im Jahre 1899; und im Jahre 1911 waren es bereits 170. Über allem stand der Leitvers von Pastor Boegehold: „Nichts und Niemanden aufgeben.“

Ein segensreicher Dienst

„In diesem Geist und in dieser Tradition sind wir heute zusammen gekommen“, so Pastorin Friederike Winter. Wunderbar passen auch die Bilder des Erntedankfestes zu diesem Tag: „Wir bedenken Säen und Wachsen, Wir freuen uns über eine gute Ernte trotz einer großen Trockenheit. Unser Schöpfer schenkt uns reichlich, was wir zum Leben brauchen.“

Auch im Leben der Diakonissen gab es die Zeit der Saat, des Reifens und der Ernte. „So viel Leben und so viel Erfahrung, helle Tage und auch schwere Zeiten sind uns an diesem Tag vor Augen.“ Pastorin Winter erinnerte an den Tag der Einsegnung: „Vor all den Jahren sind Sie vor den Altar getreten und haben ein besonderes Versprechen abgegeben für einen besonderen Dienst. Dieser Dienst hat Sie durch Ihr Leben begleitet bis heute. Wir danken Gott für alles, was er segensreich durch Sie an vielen und in vielem getan hat.“

Vorbilder im Dienst am Nächsten

Beim anschließenden Empfang überbrachte Personalvorstand der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Christine Rieffel – Braune, die Grüße ihrer Vorstandskollegen. In ihrem Grußwort ging sie den bewegten und berührenden Biografien der Diakonissen entlang. „Ihre beruflichen Wege waren nicht immer gerade und naheliegend. Schwierige Lebenssituationen wie Flucht mussten bewältigt werden.” Oft hätten Vorbilder für die Entscheidung eine große Rolle gespielt und „dass Sie berührt waren von dem Wunsch, Menschen zu helfen.“ Christine Rieffel – Braune schließt mit den Worten: „Sie haben so viele Menschen berührt. Sie konnten spürbar machen, dass Gott uns Menschen liebt. Ich wünsche mir, dass auch heute viele Menschen genau das tun, Menschen Mut zu zusprechen und Gottes Liebe erfahrbar machen.“

Für den Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung „Lazarus-Diakonie Berlin“, Jens Fischer, ist dieser Festtag ein besonderer Moment. „Mich berühren solche Jubiläen immer wieder. Dabei merkt man, worum es eigentlich geht. Unsere diakonische Kultur ist ein Schatz. Wir feiern heute das Jubiläum von Menschen, die diesen Schatz in ihrem Herzen tragen und an andere weitergeben.“

Theo Dirks, Leiter des Posaunenchors der Lazarus-Diakonie, erinnerte in seinem Grußwort an einen weiteren Anlass: „Ich möchte heute noch an ein weiteres Jubiläum erinnern. Schwester Brigitte gab vor 35 Jahren den Impuls für den Posaunenchor. Ohne Sie gäbe es uns heute nicht. Dafür ganz herzlichen Dank.“

Zur Einsegnung der Diakonissen im Festgottesdienst wurde das Wort aus dem Kolosserbrief: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen“, den Diakonissen zugesprochen. Dieser Geist weht spürbar durch die Lazarus-Diakonie bis zum heutigen Tag.

Wolfgang Kern

Leiter Kommunikation und Spenden
Hoffnungstaler Stiftung Lobetal