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Ein Stolperstein für Hugo Weile in den Wohnstätten Reichenwalde

Am 10. April ist in Reichenwalde ein Stolperstein für Hugo Weile verlegt worden. Rund 80 Menschen waren dabei und haben an den Mann erinnert, der am 13. April 1942 aus Reichenwalde in das Warschauer Ghetto deportiert wurde und den Holocaust nicht überlebt hat.

Ein Koffer mit Kleidung, einer Lampe und einem Sparbuch ist alles, was von Hugo Weile geblieben ist. Beispielhaft ausgestellt auf einem Tisch neben der Bühne in Reichenwalde, auf der an ihn erinnert wurde. Historische Bruchstücke, wie Verbundleiter Frank Tschentscher betonte, die in langwierigen Nachforschungen von Dr. Claudia Schmid-Rathjen, Jan Cantow und Kollegen des Archivs ans Tageslicht kamen. Eine tragische Geschichte, die in Bethel begann: Dort wo Hugo Weile der Deportation noch entkommen konnte. Über seine Schwester in Berlin kam er nach Reichenwalde, wo er noch 570 Tage lebte und arbeitete.

Von einem Davidsstern, an dem die Nadelstiche vom Anheften an die Kleidung noch zu sehen waren, zeigte sich die Theologische Geschäftsführerin Dr. Melanie Beiner berührt. Auch er lag auf dem Erinnerungstisch und war Ausgangspunkt zu Gedanken über einen Bibelvers: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. (Jesaja 43,2) Ein Vers, der für jeden - auch heute noch - gilt und trotz allem immer wieder Trost, Mut und Zuversicht geben kann.

Viel wurde vorbereitet für diesen Tag der Erinnerung: Es gab einen Workshop mit Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich zwei Tage vorher mit dem Thema auseinandergesetzt und die Ergebnisse ihrer Überlegungen vorgestellt haben. Die Biografie von Hugo Weile wurde in verteilten Rollen vorgelesen mit Unterstützung zweier Konfirmanden aus Reichenwalde. Jüdische Musik vervollständigte das Bild: gespielt von Annemarie Mai und Ernst-Wolfgang Neumeister, der auch als Vertreter des Kirchenkreises zu Gast war.

Entstanden ist ein beeindruckendes Bild aus vielen einzelnen Aktionen, dass durch die Grußworte des Vizepräsidenten des Brandenburger Landtags Rainer Genilke und des Landrats im Landkreis Oder-Spree Frank Steffen, die zur Stolpersteinverlegung gekommen waren, vervollständigt wurde. So verwies Reiner Genilke gerade in diesen Zeiten darauf, wie wichtig es sei, gefährliche Gesinnungen nicht zu ignorieren. Landrat Frank Steffen erinnerte sich lebhaft an eigene Erfahrungen mit Stolperstein-Verlegungen aus seiner Zeit als Bürgermeister in Beeskow. Stolpersteine, die über die Jahre und mit diesem neuen in Reichenwalde ein riesiges Flächendenkmal in Deutschland erschaffen haben. Und darüber hinaus: mit insgesamt 113 000 Stolpersteinen überall in Europa.

Der Stolperstein für Hugo Weile ist nun auf dem Bürgersteig in der Dahmsdorfer Straße verlegt. Nicht, damit man drüber stolpert, sondern damit man sich erinnert und nicht vergisst, wie es in einem der Grußworte hieß.