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Lieblingsessen weckt Erinnerungen

Ich bin keine ausgebildete Hauswirtschaftskraft, habe aber einiges über Hauswirtschaft gelernt, seit ich im Hospiz arbeite. Was mir immer wieder auffällt, sind zwei Dinge: zum einen, dass wir Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sind für die Gäste und alle Zugehörigen, und dass wir über die Zubereitung des Essens einen besonderen Zugang zu den Menschen bekommen.

Zum anderen, dass mit Liebe zubereitetes Essen die Menschen verbindet und Raum für Kommunikation und Wohlbefinden öffnet.

Ich denke hier besonders an unser „therapeutisches Abendessen“. Gäste und Zugehörige sind eingeladen, ebenso alle diensthabenden Mitarbeitenden, um gemeinsam an einem schön gedeckten Tisch das Abendessen einzunehmen. Nicht selten erlebe ich, dass über das gemeinsame Essen Gespräche entstehen, die sonst nicht stattfinden, dass über Lieblingsessen Erinnerungen geweckt und geteilt werden. Es entsteht noch einmal eine ganz andere Lebendigkeit. Der Reichtum eines Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen wird durch so manches Gespräch bewusst. Es wird geteilt, gelacht und getrauert. 

Ich denke, mir geht es da nicht allein so, dass mir dadurch immer wieder die Kostbarkeit jeden Augenblicks sehr bewusst wird. Das führt zu einer anderen Bewusstheit, was die Endlichkeit des Lebens, aber eben auch seine Schätze angeht. 

Großartiges Team 

In der Küche bemühen wir uns, alles mit viel Achtsamkeit und Liebe zuzubereiten. Wir tun das individuell sehr unterschiedlich – manche lieben das Backen, manche das Kochen aus der eigenen Heimat oder Kindheit. Ich koche gern vegan und asiatisch. Aber wir alle bereiten dieses Essen mit unseren Herzen zu. Wir hören die Wünsche der Gäste und versuchen diese, soweit es möglich ist, zu erfüllen. Dabei geht es nicht um gehobene Ansprüche, sondern darum, den Gästen das anzubieten, was für sie unterstützend, hilfreich und lecker ist. Und das reicht von einer Hühnerbrühe oder einem Haferbrei bis zu Toast Hawaii, Lasagne, Gemüsestrudel, Hähnchenschenkel auf Gemüse, asiatische Gemüsepfanne, frisch gebackenen Kuchen oder Brot.

Da wir eine offene Küche haben, sind wir oft die ersten Kontaktpersonen für Zugehörige und Gäste, die noch mobil sind. Hier entstehen kleine und große Gespräche, erste Orientierung im Hospiz und Essens- und Getränkewünsche finden ihren Raum und Umsetzung. Wir sind zwischen Flur und Wohnzimmer wie „eine Schleuse des Da-Seins“. Wir sind sichtbar in unserem Tun und Da-Sein, ansprechbar, nicht unsichtbar. Das ist schon herausfordernd, da wir immer ein Ohr und Auge auch für alle anderen haben, aber eben auch schön und bereichernd. 

In meinen Augen sind wir ein großartiges Team und ich schätze besonders, dass es keine Hierarchie zwischen Pflege, Hauswirtschaft und Ehrenamtlichen gibt – wir sind eine Gruppe von (besonderen) Menschen, die alle daran arbeiten, das Hospiz zu einem letzten, schönen Zuhause zu machen, in dem sich alle wohlfühlen – Gäste, Zugehörige, Arbeitende. 

 

Sian Lang 
Mitarbeiterin Hauswirtschaft Lazarus Hospiz