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Gänsehautmomente: Eine Fahrt zum Ort der Kindheit

Sylvia Düring arbeitet im Mobilen unterstützenden Teilhabedienst „MuT“ im Bereich Teilhabe im Verbund Nord-Ost-Brandenburg. Anfang September besuchte sie gemeinsam mit zwei Bewohnern Lobetals im Wichernheim in Frankfurt (Oder) ein ehemaliges Kinderheim, in dem Günther Krug und Horst Eitner einst lebten.

Herr Krug war dort von 1958 bis 1966, Herr Eitner von 1958 bis 1967. Anschließend zogen beide nach Bergauf in Lobetal. Es war für beide ein Herzenswunsch, den Ort ihrer Kindheit erneut zu besuchen. Bereits 2014 hatte ein Kollege diese Reise mit ihnen unternommen. Nun sind die Männer 70 Jahre alt, doch die Sehnsucht nach Frankfurt (Oder) ist immer noch groß. Frau Düring hat darüber einen Reisebericht geschrieben.

Gänsehautmomente: Eine Fahrt zum Ort der Kindheit

Endlich ist es so weit. Den Bulli gechartert und es geht los. Wir sind fünf Leistungsberechtigte und zwei Mitarbeiterinnen und machen uns auf die Reise nach Frankfurt/Oder.

Es geht über die Landstraße, damit wir den Spätsommer so richtig mit den Feldern, Wäldern und Wiesen genießen können. In Frankfurt/Oder in der Luisenstrasse 21 angekommen, werden wir schon von der Öffentlichkeitsarbeit erwartet.

Bei Kaffee und Torte nehmen wir in der Cafeteria Platz und stärken uns erst einmal. Dabei finden Gespräche mit Herrn Krug und Herrn Eitner statt. Viele Fragen anhand von alten Fotos und mitgebrachten Erinnerungen aus der Biografiearbeit werden erörtert. Wir Mitarbeiterinnen assistieren, wo notwendig, in der Kommunikation.

Alle sind sehr aufgeregt und müssen ihre Gedanken erst einmal sortieren. Immerhin: Das Leben im Wichernheim liegt über 55 Jahre zurück.

Die Mitarbeiterin von der Öffentlichkeitsarbeit ist sehr an den Erinnerungen und dem Abgleichen von vorhandenen Daten interessiert. Damit können Lücken in der eigenen Datensammlung vielleicht geschlossen werden.  Die auf alten Fotos abgebildete Waschküche soll nach den Erinnerungen von Herrn Krug die damalige Küche gewesen sein.

Erinnerungen wie: „Wir hatten einen Buddelkasten und einen Sportplatz … jeden Tag war in der Kirche eine Andacht … es gab ein“ Besinnungsstübchen“ … ich hatte einen kleinen Hocker im Zimmer“ brachten die Vergangenheit in die Gegenwart.

Dann gab es eine Führung in die noch erhaltenen Räume in verschiedene Häusern der Kindertage. Dort trafen wir auf Leistungsberechtigte, die, wie sich im Gespräch herausstellte, auch seit 1958 dort leben.

Herr Eitner konnte sich noch an verschiedenen Namen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erinnern, die von den Damen vor Ort bestätigt werden konnten: „Ja, diese haben hier gearbeitet, sind aber lange schon verstorben“, hieß es.

Beim Besuch 2014 lebte noch das Kindermädchen von Herrn Krug im Wichernheim. Sie hieß Frau Anneliese und war hochbetagt. Damals kam es zu einem zufälligen Treffen in der Cafeteria mit Herrn Krug. Diese Fotos hängen bis heute im Zimmer von Herrn Krug.

Weiter ging es über das Gelände in die kleine Kirche. Wieder kamen von beiden Männern Erinnerungen hoch. Auf dem Gelände unter einem großen Baum haben wir dann erst einmal alles sacken lassen.

Der Ausflug endete bei einem Mittagessen in Seefeld bei strahlendem Sonnenschein. Herr Eitner und Herr Krug sind überglücklich. Diese Reise war ansteckend: Ein weiterer Leistungsberechtigter, der mit dabei war und Frankfurt/Oder gar nicht kannte, hat bei diesem Ausflug auch den Wunsch geäußert, den Ort seiner Kindheit, ein Kinderheim, zu besuchen.  Das werden wir gerne recherchieren.

Fazit: Das war ein Tag voller wertvoller Erinnerungen, mit vielen Gänsehautmomenten.