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Lobetaler Begegnungen, ein Abend der uns Mut gemacht hat: Wir lassen uns die Demokratie nicht nehmen. Wir lassen uns nicht aufs Glatteis führen. Wir vernetzen uns und stärken uns gegenseitig.

Am 5. September war der Abend der Lobetaler Begegnungen. Thomas Wisch, Superintendent Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg und Vorsitzender des Aktionsbündnisses Brandenburg, sprach vor rund 80 Gästen hat Mut gemacht trotz der Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen dran zu bleiben, das Gespräch suchen und führen, Begegnungen immer und immer wieder zu inszenieren und eine klare Haltung zu zeigen.

Er warnte eindringlich davor, der AFD auf den Leim zu gehen und deren Aussagen zu verharmlosen. So sagte er: „Eine AfD ist in großen Teilen rechtsextrem und verbreitet völkisches Gedankengut. Und sie möchten demokratische Strukturen und erklärtermaßen auch den Sozialstaat abschaffen.“ Deshalb heißt es, Position beziehen und Haltung zeigen. Denn eine AFD wird „finanzielle Unterstützung für sozial Schwache reduzieren.“ (…) Und hier sind gerade die Wohlfahrtsverbände, unsere diakonischen Einrichtungen und ihre Sprecherinnen und Sprecher und Kirchen gefragt. „Es ist mehr als schändlich, wenn die Missstände unserer Gesellschaft auf Kosten der Schwachen und Ärmsten ausgetragen werden. Eine freiheitliche Gesellschaft muss so ausgerichtet sein, dass sie die Interessen von Minderheiten ebenso vertritt wie die der Mehrheit. Das macht gerade einen demokratischen Sozialstaat aus.“

Es braucht den Schulterschluss aller demokratisch willigen Menschen.

Was also tun? Lautet die Gretchenfrage: Wisch plädiert für die politische Auseinandersetzung vor Ort, das Gespräch zwischen den Menschen, die soziale Beziehung. „Und wir sollten uns mehr vernetzen mit dem Sportverein, der Kirchengemeinde, dem Kaninchenzuchtverein, der Diakonie untereinander, mit dem Arbeiter Samariter Verbund und vielen anderen. Und dieses immer vor Ort und vor Ort. Konkret, übersichtlich.“ Und es brauche Mut und Entschiedenheit. Wisch weiter: „Vor allen Dingen dürfen wir keine Angst haben. Wir dürfen uns nicht in die Ecke schieben lassen und den Lügen nicht auf den Leim gehen. Wir müssen zeigen, dass 70 % der Bevölkerung nicht AfD wählen und nicht AfD wollen. Wir sollten unsere demokratischen kommunalen Vertreter kennen und unbedingt den Rücken stärken. Wir sollten sie besuchen und sie ernst nehmen. (…) Es braucht den Schulterschluss aller demokratisch willigen Menschen. Und das Schlimmste ist, wenn wir uns zurückziehen oder gar verstecken. Nein, ich kann Sie nur ermutigen, nicht aufzugeben, sondern für unsere Demokratie sich einzusetzen.

Die stärksten Zitate:

„Wir dürfen nicht aufgeben, denn unsere Kinder und unsere Enkel werden uns fragen: Was habt ihr unternommen, um genau das zu verhindern?“

„Wir müssen miteinander reden, offener, deutlicher und ehrlicher.“

„Es braucht den Schulterschluss aller demokratisch willigen Menschen.“

„Das Schlimmste ist, wenn wir uns zurückziehen oder gar verstecken.“

„Denn Demokratie braucht keine Alternative.“

„Die goldene Regel: Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen. Das ist nicht nur ein frommer philosophischer Satz als vielmehr eine Haltung, eine Haltung, die aus dem Herzen kommen muss. Zu schauen und zu überlegen Was würde mir denn guttun, wenn ich auf der Flucht bin? Was würde mir helfen, wenn ich in Not und Bedrängnis bin? Was könnte ich benötigen, wenn ich durch eine Beeinträchtigung Anteil am Leben der Gesellschaft haben möchte? Das, liebe Anwesenden, ist das Erbe unseres sogenannten christlichen Abendlandes, welches es zu verteidigen gibt, weshalb es sich lohnt, für Demokratie in unserer Welt einzusetzen. Denn Demokratie braucht keine Alternative. Menschen verhalten. Das ist nichts anderes als die Formulierung der Goldenen Regel aus der Bergpredigt: ‚Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen.‘

„Bei all diesen Gesprächen soll alles an Fragen und Herausforderungen gesagt werden dürfen. Ja, es muss gesagt werden. Aber – und da mache ich drei Ausrufezeichen – es muss eine Grenze geben, nämlich da, wo gehetzt und gegen die Würde des Einzelnen verstoßen wird.“


Wolfgang Kern