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Kinderaufbewahrungsstation. Nicht mit uns! Lobetaler Kitas demonstrierten gegen Kita Kollaps

Die Lobetaler Kitas demonstrierten unter dem Motto "Kitakollaps" für eine bessere Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte, mehr Kitaplätze und gegen den Mangel an Erziehern.

Am 15. Mai machten sich die Erzieherinnen und Erzieher der Kitas Schneckenkönig, Sonnenschein und St. Martin auf den Weg nach Eberswalde, um auf die Probleme in den Kitas aufmerksam zu machen. Mit Plakaten, Transparenten, Trillerpfeifen und Trommeln forderten sie bessere Rahmenbedingungen wie eine angemessene Finanzierung, kleinere Gruppen, mehr Zeit für die Kinder, eine Verbesserung der Bildungsqualität, eine Entbürokratisierung der Kitaverwaltung sowie eine Reform des Kitagesetzes. 

Ralf Klinghammer, Bereichsleiter in der Kinder- und Jugendhilfe der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und zuständig für die Kitas, betonte, dass es an Mitarbeitern mangele und der Betreuungsschlüssel verbessert werden müsse. Die Kitas seien zudem mit immer neuen Verwaltungsaufgaben konfrontiert, die jedoch nicht ausreichend finanziert seien. 

Die Hoffnungstaler Stiftung hat eine Petition an Claudia Zinke, Staatssekretärin im Brandenburgischen Bildungsministerium, vorbereitet. In dieser Petition wird unter anderem eine angemessene Refinanzierung der Personalkosten gefordert, die nach Betreuungszeiten gestaffelt sein soll. In der Petition wird auch auf die drohende Insolvenz einiger Kitas hingewiesen und eine Reform des Kita-Gesetzes gefordert. 

Die Liga der Wohlfahrtsverbände, darunter die Landesverbände der Diakonie, des Paritätischen Landesverbands und der AWO, hat ebenfalls Aktionen im Rahmen des "Kitakollaps" in ganz Brandenburg organisiert. Die Veranstaltungen wurden von der MOZ, RBB aktuell und dem Fernsehen RBB begleitet. Es fanden zahlreiche Interviews mit Vertretern der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens statt. 

Hier die Forderungen der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im Wortlaut:

„Kitakollaps“ - Was ist das? Ich glaube, jeder von uns hat da sofort einige Ideen dazu und damit alle, die nicht in Kitas arbeiten es auch wissen, sind wir heute hier!
Ja, es fällt uns schwer aus unserer Rolle zu kommen und für sozialen Frieden zu sorgen, aber wir haben über die Jahre hinweg gelernt: wer nicht laut ist – wird nicht gehört! Und unsere Lernkurve geht steil nach oben!

Also, worum geht es:

  • Es geht darum, dass wir nicht immer mehr Anforderungen aufgeladen bekommen und weiterhin nach alten Strukturen und Finanzierungen arbeiten.
  • Wir sollen beobachten und dokumentieren, okay! Aber wann! Dazu braucht es verbindliche Vor- und Nachbereitungszeiten!
  • Wir sollen Eltern begleiten, Gespräche führen und inhaltlich auf dem neusten Stand sein, okay!
    Dazu braucht es Zeit! Zeit die wir nicht am Kind sind!
  • Wir wollen jedem Kind am Tag wenigstens einmal in Ruhe zugehört haben! 
    Dazu braucht es Zeit, kleinere Gruppen – also mehr Personal!
  • Bildung braucht gebildete Leute! Also ran an die Überarbeitung der Ausbildungsbedingungen und Inhalte!!!
  • Wir brauchen ein neues Kitagesetz, dass den aktuellen und künftigen Anforderungen gerecht wird und uns in unserer Arbeit den Raum gibt, um qualitativ gute Arbeit zu leisten! Wir sind bereit dazu! Ist es auch das Land?
  • Wir brauchen echte Vernetzung mit Ämtern, um zeitnah den Kindern zustehende Förderungen zukommen zu lassen. Es kann nicht sein, dass wir mitunter jahrelang kämpfen müssen, um Förderzeiten zu erhalten! 
  • Jahrelange Überlastung hat Spuren hinterlassen. Mitarbeitende sind ausgebrannt, langzeitkrank oder nicht mehr im Beruf! Das ist furchtbar! Weil Menschen die hochmotiviert waren aufgeben oder aufgeben mussten, weil der Körper streikte. Das können wir nicht länger zulassen!
  • Mehrstunden sind keine Lösung und Kürzungen der Öffnungszeiten und Einschnitte in der Gestaltung der Tagesabläufe können keine Dauerlösung sein!!!
  • Eltern müssen arbeiten und wir wollen ihnen das auch ermöglichen.
    Dazu braucht es eine auskömmliche Finanzierung!!! Die Refinanzierungen der Personalkosten abgestuft nach differenzierten Betreuungszeiten müssen kostendeckend sein!
  • Bei aller Freude über Beitragsfreiheit für die Eltern, sollten alle wissen, dass die vom Land gezahlten Pauschalen bei weitem nicht die Kosten decken. Wann die ersten von uns pleite sind, ist eine Frage der Zeit.
  • Die Verwaltung muss entbürokratisiert werden. Wir fordern die Finanzierung aus einer Hand entsprechend der Gestehungskosten!
  • Kinder sind unsere Zukunft! Bildung und Betreuung gibt es nicht zum Nulltarif! Hier ist das Land in der Verantwortung und in der Pflicht weitsichtig genug zu sein, um mit einem neuen Kitagesetz die Basis für eine gute Bildung in den Kindertagesstätten zu schaffen!

(C) Wolfgang Kern