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Erstes Büro für Leichte Sprache in Berlin eröffnet

Am 24. November wurde die „Versteh Bar“ – das erste Büro für Leichte Sprache in Berlin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal eröffnet. Ab sofort werden hier Texte in Leichte Sprache übersetzt, aber auch die Qualifizierung und Fortbildung von Prüfleserinnen und Prüflesern vorgenommen.

Schlüsselübergabe von Geschäftsführer Martin Wulff und Andrea Wagner-Pinggéra, Theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, an die Mitarbeiter des Büros Frau Bielawska und Herrn Engler.

„Ich dachte, hier startet gerade eine Wohnungsbesichtigung“, schmunzelte ein Passant am Vormittag des 24. November angesichts der Menschentraube auf dem Bürgersteig vor der Kopernikusstraße 31. Da irrte er, auch wenn es an dieser Stelle künftig schon irgendwie um ein ganz besonderes Zuhause geht. Mehrere Dutzend Menschen wohnten der offiziellen Eröffnung des bislang zweiten Büros für Leichte Sprache der Stiftung bei – dem ersten in Berlin.

Andrea Wagner-Pinggéra, Theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, und Diakon Hartwin Schulz sprachen den Segen an dessen Eröffnungstag auf ganz besondere Weise aus: Indem sie den Satz aus dem „Buch der Sprüche“: „Freundliche Worte sind wie Honig – süß für die Seele und für den Körper gesund.“ in seiner vielfältigen Bedeutung in Leichter Sprache abwandelten. Und ein Glas Imkerhonig gab es obendrauf als Präsent.

Eingang und Schaufenster der "Versteh Bar" deren Tür ab nun geöffnet ist.

Doppelter Doppelsinn

Geschäftsführer Martin Wulff unterstrich in seinen Begrüßungsworten den Doppelsinn des Namens: Als Substantiv einen Ort benennend, der Treffpunkt vieler ist, und als Adjektiv dessen Charakteristikum beschreibend, dass hier Dinge verständlich gemacht werden. Deswegen habe die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten das Geld für diese Einrichtung in die Hand genommen: „Wenn komplexe und komplizierte Texte in leichte Sprache transformiert werden, dann haben wir eigentlich alle etwas davon.“ Er sei sehr froh darüber, dass Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung hier als Prüfleser arbeiten.

Jeannette Pella, Bereichsleitung Teilhabe, machte eine andere Doppelfunktion der Versteh Bar deutlich: Zum einen würden hier für interne Zwecke Texte in Leichte Sprache übersetzt – zum Beispiel Hausordnungen oder Gebrauchsanweisungen. Daneben gäbe es die Möglichkeit, als Dienstleister zu arbeiten – beispielsweise für das LAGESO. Gemeinsam mit dem schon arbeitenden Büro für Leichte Sprache in Bernau könnte so ein ganzes Dienstleistungszentrum entstehen, mit einer gemeinsamen Website beider Büros und gemeinsamen Übersetzungsarbeiten für Flyer und ähnliches. Sie ergänzte, dass man sich um die Qualifizierung und Fortbildung sowohl der Prüfleser wie der hier arbeitenden Kolleginnen und Kollegen kümmern wird und engagiert im Netzwerk solcher Büros in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mitarbeitet.

Die Bilder und die kreativen Arbeiten welche die Räume schmücken, stammen aus dem Tagesförderbereich an der Warschauer Straße.

Auch Ort für neue Ideen

Für Ulrike Ehrlichmann, Behindertenbeauftragte des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg, könnte in Abwandlung des Büronamens hier auch eine Art Austausch-Bar entstehen – ein Ort im Kiez, an dem neue Ideen im Dialog entwickelt werden. Sie machte deutlich, dass sie bereits einen ersten externen Auftrag für das hiesige Büro dabei habe: die Übertragung eines Flyertextes des Bezirksamtes für die Behindertenarbeit in Leichte Sprache.

Frank Seewald, Verbundleitung Berlin, erläuterte während eines Rundgangs durch die Büroräume, dass auf rund 50 Quadratmetern neben einem Büro, Sanitärtrakt und einem Konferenzraum gerade der sehr einladend gestaltete Raum mit dem Besuchereingang und Blick zum bunten Treiben an der Kreuzung Warschauer Straße / Kopernikusstraße eine Art Schaufensterfunktion habe. Dazu passend auch eine quasi mit der Büroöffnung vollzogene Ausstellungseröffnung mit Bildern von Menschen aus dem Beschäftigungs- und Förderbereich der Warschauer Höfe in den gleichen Räumen.

Bei der Eröffnung gab es beireits Platz für anregenden und erheiternden Austausch zum Thema Leichte Sprache.

Eigentlich war die Eröffnung der Räumlichkeiten schon im Frühjahr geplant, aber in der finalen Bauphase fehlten längere Zeit bestimmte Materialien und die notwendigen Handwerker. Die Räume selbst habe die Stiftung mit Geldern aus einer testamentarisch überschriebenen Spende gekauft. Das schaffe Planungssicherheit auch über die nächsten fünf Jahre hinaus, in denen die Aktion Mensch das Projekt Versteh Bar fördert.

„Der Spender hatte in seinem letzten Willen ausgedrückt, dass sein Geld für die Arbeit mit behinderten Menschen in Berlin verwendet werden soll“, erläuterte Jeannette Pella.