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Historischer Tag in Lübben: Aus Heimbewohnern werden Mieterinnen und Mieter

Das rote Band gehört zu jeder Einweihung dazu. Es muss von den Mieterinnen und Mietern durchtrennt werden.

„Wo wir alle Menschen in gleicher Weise sehen, sie so sehen, wie Gott sie geschaffen hat, da blüht uns der Himmel“, sagte Andrea Wagner-Pinggéra, Theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, anlässlich der Einweihung des Appartementhauses in Lübben, dem sogenannten Lübbener Ei. Sie bezog sie dabei auf das Lied, in dem es heißt Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft und beschreibe den Himmel, der uns blüht.

Sie wünscht dem Lübbener Ei, dass es ein Ort ist, an dem Menschen sich begegnen. Es soll zu einem Ort der Gastfreundschaft und der Gemeinschaft werden. 30 Frauen und Männer sind hier eingezogen. Bis vor kurzem waren sie noch Heimbewohner auf einem Klinikgelände. Jetzt sind sie Mieterinnen und Mieter. An der Tür stehen Namen. Daneben die Klingel. Manche lebten zuvor in einem Haus, dass viele Jahre zu den Brandenburger Landeskliniken, später zu Asklepios, gehörte. Sie lebten darin manchmal Jahrzehnte.

Die Architektur des Hauses ist auf die Bedürfnisse der zukünftigen Mieterinnen und Mieter zugeschnitten. Das Gebäude hat die Form einer Ellipse. Vier Appartements sind für Rollstühle geeignet, vier weitere Appartements im Staffelgeschoss werden frei vermietet.

Ein historischer Tag, ein besonderer Moment

Für den Geschäftsführer der Stiftung, Martin Wulff, war dieser Tag ein besonderer Moment. Er sagte: „Heute erleben wir einen historischen Tag.“ Er erinnerte an die Meilensteine, die diesem Tag vorausgegangen waren. 1962 wurde das Krankenhaus als „Nervenklinik für den Bezirk Cottbus“ in Lübben errichtet. Dieses ging 1990 als Landesklinik in die Trägerschaft des Landesamtes für Soziales und Versorgung über. 2006 übernahmen dann die Asklepios Kliniken die Landeskliniken in Lübben, Teupitz und Brandenburg an der Havel. Im Juli 2017 wurde der „Fachbereich Sozialpsychiatrische Rehabilitation“ aller drei Standorte Teil der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Die rund 130 Bewohnerinnen und Bewohner sollten so selbstständig wie möglich außerhalb des Krankenhausgeländes ihr Leben gestalten können. „Mit dem Lübbener Ei haben wir innerhalb von fünf Jahren drei Appartementhäuser errichtet und eingeweiht“, betont Martin Wulff und bezieht sich auf Brandenburg an der Havel (2021), Königs Wusterhausen (2022) und Lübben (2023). Ein viertes Wohngebäude soll bald in Nauen entstehen. 

Der Schlüssel wir traditionell vom Architekten Jan Jeschonnek übergeben.

Erfolgsrezept Teamarbeit

Dass dies so erfolgreich war, ist das Ergebnis von Teamarbeit. Das zeigte die ausführliche Dankesliste der Rednerinnen und Redner. Ein Teamplayer war Prof. Ingmar Steinhart, inzwischen ehemaliger Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. „Sie haben entscheidend am Konzept mitgeschrieben, das den Erfolg möglich gemacht hat“, dankt Martin Wulff. Prof. Steinhart ist ausgewiesener Experte für Sozialpsychiatrie. In einem Interview sagte er kürzlich: „Mein Thema war immer: keinen zurücklassen, keinen verlieren. Für alle Menschen mit Beeinträchtigungen gilt das Recht auf Teilhabe, die darf man nicht einfach hinter Anstaltsmauern verschwinden lassen.“ Diese Erfahrungen hat er engagiert in das Projekt eingebracht.

Für Joachim Rebele, Bereichsleiter Teilhabe, bleibt auch nach der Einweihung der Auftrag, weiterhin inklusive Orte zu schaffen. Das Ziel sei erreicht, wenn nicht mehr unterschieden wird zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Am liebsten würde er sehen, dass eine Institution wie die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal sich neuen Zielen, die alle Menschen betreffen, widmen könne. Er wünscht sich Orte, „an denen man sich respektiert, engagiert, es gerecht zu geht, wo man auf Nachbarn zählen kann und selbst guter Nachbar ist, wo man voneinander lernt und Menschen zufrieden leben können.“

Ingmar Steinhart, inzwischen ehemaliger Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel hat entscheidend am Konzept mitgeschrieben. Yvonne Hain und Joachim Rebele übergeben als Dank einen Bild- und Konzeptband und wünschen ihm für den Ruhestand alles Gute.

Leben wie Du und ich

Die Mieterinnen und Mieter erhalten Assistenzleistungen, um ihren Alltag so selbstständig wie möglich zu bewältigen. Die Architektur des Hauses ist auf die Bedürfnisse der zukünftigen Mieterinnen und Mieter zugeschnitten. Das Gebäude hat die Form einer Ellipse. Vier Appartements sind für Rollstühle geeignet, vier weitere Appartements im Staffelgeschoss werden frei vermietet.

Die Baukosten betragen gut sechs Millionen Euro. Fast die Hälfte davon steuerten Spender und Erblasser aus dem Freundeskreis Lobetals und der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bei. 3,2 Millionen finanzierte die Investitionsbank Brandenburg. Für Martin Wulff ist das sinnvoll investiertes Geld. Davon waren spätestens alle überzeugt, als Yvonne Hain, Verbundleiterin im Bereich Teilhabe, von ihrem Herzensanliegen sprach: „Für diese Menschen ging ein großer Wunsch in Er¬füllung. Sie haben eine eigene Wohnung Sie können leben wie Du und ich.“ Endlich! Möchte man hinzufügen.