Was der Dinkelanbau in Lobetal mit dem Krieg in der Ukraine zu tun hat
„Beim ökologischen Getreideanbau gilt Dinkel als Superfood“, berichtet der Leiter der Lobetaler Landwirtschaft, Tobias Böttcher. Das war der Grund, warum der Lobetaler Landwirt Tobias Böttcher zum ersten Mal im vergangenen Jahr 14 Hektar Dinkel angebaut hat. Der Ertrag kann sich sehen lassen: 30 Dezitonnen je Hektar. „Da kann man schon von einem tollen Erfolg sprechen“, freut sich der Landwirt.
Doch es kam anders als geplant. Die Energiekrise und hohe Inflation lassen die Kundinnen und Kunden zurückhaltender werden. Sie müssen Strom und Gas sparen, beim Lebensmitteleinkauf wird auf den Preis geschaut: „Das Kaufverhalten hat sich verändert. Die Leute halten ihr Geld zusammen und geben nicht mehr so schnell ein paar Euro mehr für Bioprodukte aus.“ Die Folge davon: „Durch den Krieg in der Ukraine verursachten Energiekrise ist Dinkel derzeit nicht zu vermarkten.“
Natürlich ist Dinkel ein Zugewinn für die Fruchtfolge in der Lobetaler Landwirtschaft und für Boden und Bodenleben eine sinnvolle Ergänzung, doch das ändert nichts an der prekären Situation für die Landwirtschaft. Getreide ist eine wichtige Einnahmequelle und da stößt die regionale Direktvermarktung jetzt an ihre Grenzen.“
2020 war zum Beispiel ein Bio-Rekordjahr: Um 22,3 Prozent legten Bio-Lebensmittel damals zu, hieß es vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Auch 2021 gaben die Deutschen wieder mehr Geld für Bio-Produkte aus, nämlich rund 16 Milliarden Euro. Bio eroberte Discounter-Regale, und Bio-Supermärkte boomten. Der Grund: In der Hochzeit der Pandemie gaben die Deutschen insgesamt mehr für Lebensmittel und deren Qualität aus und besannen sich auf das Selberkochen.
Wie es weitergeht? „Wir müssen die Situation genau beobachten und dann entscheiden, ob wir irgendwann wieder auf Dinkel setzen.“ In diesem Herbst hat Tobias Böttcher erstmal auf die Aussaat von Dinkel verzichtet.
Foto: © Renate Meliß
08.11.2022