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Europäischer Kongress zu psychischer Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung 2021

Unter dem Titel „Aus der Wissenschaft in die Praxis: Verbesserung der psychischen Gesundheit bei Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung“ findet vom 23. bis 25. September 2021 der 13. Europäische Kongress zu psychischer Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung in Berlin statt. Bethel wird den Kongress der European Association for Mental Health in Intellectual Disability (EAMHID) unter der Präsidentschaft von Priv.-Doz. Dr. Tanja Sappok, Chefärztin im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, in Berlin ausrichten. Die Schirmherrschaft hat der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil übernommen.

Kongresspräsidentin ist Anja Sappok. Sie arbeitet als Chefärztin des Behandlungszentrums für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), Berlin.

Die europäische Fachgesellschaft für psychische Gesundheit bei intellektueller Beeinträchtigung EAMHID ist die europäische Partnerorganisation der deutschen Gesellschaft für seelische Gesundheit bei geistiger Behinderung (DGSGB). Anfang der 1990er Jahre gegründet, setzt sie sich für die Verbesserung der psychischen Gesundheit bei Menschen mit Intelligenzminderung ein, indem sie eine Plattform für Wissenschaftler und praktisch Tätige bietet. Bereits zum 13. Mal findet im September eine von der Organisation veranstaltete internationale Fachtagung statt. „Der dreitägige Kongress umfasst Fachvorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen sowie weitere Aktionen. Er schafft Begegnungsräume von Wissenschaftlern und Praktikern, aber auch Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Ziel der Tagung ist es, die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Neben klinisch-psychiatrischen Themenfeldern werden bei dem Kongress auch soziale Aspekte einbezogen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Tanja Sappok, Chefärztin im Behandlungszentrum für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin.

„Ich freue mich darauf, Menschen aus ganz Europa in Berlin und online begrüßen zu dürfen, denn der kommende EAMHID-Kongress wird das erste Mal in seiner Geschichte als Hybridkongress angeboten werden, damit planen wir schon vor, falls internationale Reisen oder große Treffen aufgrund der Pandemie im Frühherbst noch nicht möglich sein sollten. Ich hoffe sehr, dass die von dem Kongress ausgehenden Impulse nachhaltig die medizinische Versorgung und Betreuung von Menschen mit intellektueller Behinderung im deutschsprachigen Raum verbessern werden“, so die Kongresspräsidentin. „In den letzten 20 Jahren, in denen auch das Behandlungszentrum am KEH besteht, hat sich in der Behandlung von Menschen mit Behinderung viel verändert. Unser Wissen hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und ausdifferenziert, und uns stehen mittlerweile viel mehr Untersuchungsinstrumente und Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Beispielsweise war Autismus in den Kinderschuhen des Behandlungszentrums eher eine seltene Diagnose, mittlerweile wissen wir durch eigene und externe Studien, dass rund 20 Prozent unserer Patientinnen und Patienten an einer Autismusspektrumstörung leiden. Frühere Diagnosen, zum Beispiel einer Borderlinestörung – wegen der Impulskontrollstörung – oder einer schizophrenen Psychose – wegen der uneinfühlbaren Verhaltensweisen und sensorischen Besonderheiten –, wurden daher unter Umständen revidiert und ein neuer therapeutischer Weg eingeschlagen. Auch der von Anton Dosen eingeführte emotionale Entwicklungsansatz führte im Verlauf zu einer Neukonzeptualisierung von Psychiatrie bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Da sich in den vergangenen Jahren so viel weiterentwickelt hat, ist der wissenschaftliche aber auch der Austausch mit in der Praxis arbeitenden Menschen extrem wichtig.“ Zu den internationalen Experten, die die Tagung durch ihre Vorträge mitgestalten werden, gehören unter anderem Marco Bertelli aus Italien, Andre Stydrom und Chris Oliver aus Großbritannien, Peter Vermeulen aus Belgien, Jeanne Farr aus den USA, und weitere Referenten aus Deutschland wie Christine Preißmann, Nicole Strüber und Michael Seidel. In zahlreichen Workshops vor und während des Kongresses werden neben aktuellen Entwicklungen in wichtigen Themengebieten wie Autismus, Demenz, Verhaltensstörungen, Genetik, Trauma und Psychopharmakotherapie, auch neuere Aspekte wie beispielsweise Covid-19, Resilienzforschung, sexuelle Präferenzstörung für das kindliche Körperschema, Theatertherapie oder Elternschaft mit Intelligenzminderung behandelt.

Abgerundet wird das Wissenschaftsprogramm durch ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Kulturprogramm, das unter anderem auch von der Bethel-Band „Oder-So“ gestaltet wird. „Wichtig war mir persönlich auch, das Thema T4-Aktion, also die Sterilisations- und Vernichtungsaktionen im Dritten Reich, zu adressieren. Ich denke, dass wir in Deutschland nicht Gastgeber für so einen innovativen Wissenschaftskongress „am Puls der Zeit“ sein können, ohne an das Unrecht zu erinnern, das vielen Menschen mit Behinderung in der deutschen Vergangenheit widerfahren ist. Dazu wird es nun einen T4-Gedenkgottesdienst geben, Herr Prof. Seidel wird einen historischen Vortrag darüber halten, und wir bieten einen begleiteten Ausflug zur T4-Gedenktstätte in Brandenburg an“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Sappok. „Gleichzeitig ist es ein weiteres Ziel für uns bei dem Kongress, nicht nur über Behinderung zu reden, sondern auch Menschen mit Behinderung aktiv in die Kongressorganisation einzubinden und ihnen die Teilnahme daran zu ermöglichen.“ So befinden sich auch Menschen mit Behinderung im lokalen Organisationskomitee, referieren selbst in Workshops und sind Teil des Organisationsteams während des Kongresses. Auch die Kongressteilnahmegebühr ist für Menschen mit Behinderung vergünstigt. Co-produktive Symposien bieten eine gute Plattform für die aktive Kongressteilnahme von Menschen mit Behinderungen. Ein Programmheft in Leichter Sprache ermöglicht allen Teilnehmenden, sich zu informieren und zurechtzufinden. „Ich wünsche mir, wirkliche Begegnungs- und Diskussionsräume auf Augenhöhe und in allen Kongressaspekten zu schaffen, so dass Menschen mit Behinderung nicht nur für ein unterhaltsames Pausenprogramm zuständig sind“, sagt die Chefärztin. „Ich lade alle Wissenschaftler, aber auch in der Praxis Tätige, Betroffene und deren Angehörige sehr herzlich dazu ein, an dem Kongress im September teilzunehmen. Ich denke, mit den zum Teil ungewöhnlichen Formaten wie den In-Congress Workshops in deutscher Sprache, aber auch der Übersetzung der Keynote- und State of the Art Lectures, gibt es für alle etwas Spannendes zu entdecken.“

Weitere Informationen und die Anmeldung zum 13. Europäischen Kongress zu psychischer Gesundheit bei intellektueller Entwicklungsstörung erfolgt unter www.eamhid2021.eu