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Das Julia von Bodelschwingh-Haus in Berlin-Charlottenburg feierlich eingeweiht.

Ein neues Zuhause für pflegebedürftige Senioren: Das Julia von Bodelschwingh-Haus in Berlin-Westend wurde feierlich eingeweiht. Mit moderner Architektur, barrierearmen Einzelzimmern und einem grünen Rundweg lädt die Seniorenwohnanlage zum Wohlfühlen ein. Erfahren Sie mehr über die Einweihung und die bewegende Geschichte hinter dem Namen und die Vision einer außergewöhnlichen Frau.

Das Julia von Bodelschwingh-Haus wurde am 16. Februar in der Berliner Pillkaller Allee 2 feierlich eingeweiht. Der Neubau bietet 72 stationäre Wohnplätze für pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren sowie 13 seniorengerechte Wohnungen mit Service. Der stationäre Bereich wurde bereits im vergangenen Dezember bezogen, während einige Apartments im zweiten Obergeschoss noch auf Mieterinnen und Mieter warten. Die GFS Berliner Villen Besitz GmbH, im Auftrag der Hamburger Gabriele-Fink-Stiftung, ist der Bauherr. Der Berliner Architekt Andreas M. Lang hat den Bau konzipiert und begleitet. Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal füllt die Immobilie mit Leben.

Julia von Bodelschwingh eine außergewöhnliche Frau, die bis heute einen bleibenden Eindruck hinterlässt

Andrea Wagner-Pinggra, theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, erklärte, wie der Name für das Haus gefunden wurde: "Bei der Namenswahl war es uns wichtig, die Verbindung zu Bethel und Berlin zum Ausdruck zu bringen. Außerdem sollte es ein weiblicher Name sein. Mit Julia von Bodelschwingh haben wir all diese Aspekte vereint.

Julia von Bodelschwingh (7.6.1874 - 29.9.1954) studierte zunächst Malerei in Berlin. Als Ehefrau von Friedrich von Bodelschwingh, dem Sohn des langjährigen Leiters der Bodelschwinghschen Anstalten Bethels, war sie eine außergewöhnliche und eigenständige Frau, die bis heute einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Sie widmete sich der Betreuung von körperlich und geistig eingeschränkten Menschen. Gemeinsam mit ihrem Mann kämpfte sie gegen soziale Missstände an und setzte sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen von kranken, behinderten und Kriegswaisen ein. Sie eröffnete unter anderem eine Werkstatt, in der auch eine Webschule integriert war. Dort konnten behinderte Menschen einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen. In der Manufaktur in Bethel wurden Leinen, Baumwolle und Teppiche gewebt und geknüpft. Die Leitung der Webschule wurde für 20 Jahre von der Bauhaus-Künstlerin Benita Koch-Otte übernommen. Julia von Bodelschwingh leistete mit der Gründung der Webschule Pionierarbeit im Bereich der Werktherapie.

Auch heute noch werden im Bereich proWerk, der Teil der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel ist und Arbeits-, Ausbildungs- und Förderungsplätze für Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung bietet, handgewebte Stoffe im klassischen Bauhaus-Design und modernen Farben und Mustern hergestellt. Die Webstühle, die dafür verwendet werden, sind immer noch in Betrieb. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1946 setzte sich Julia von Bodelschwingh für den Bau eines integrativen Mehrgenerationenhauses ein. Sie hatte die Vision eines "Mischhauses", das als Vorläufer des heutigen inklusiven Wohnens angesehen werden kann. Dieser Geist soll auch die Kultur dieser neuen Seniorenwohnanlage in Westend prägen."

Andrea Wagner-Pinggéra, theologische Geschäftsführerin, erzählt die beeindruckende Geschichte der Namensgeberin Julia von Bodelschwingh.

Tag der Dankbarkeit

Für Martin Wulff, Geschäftsführer der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, war es ein "Tag der Dankbarkeit". Er würdigte insbesondere den perfekt organisierten Umzug der Bewohnerinnen aus dem Barbara von Rente Fink Haus in der Charlottenburger Bundesallee, der kurz vor Weihnachten 2023 innerhalb von nur drei Tagen stattfand. "Ohne die Unterstützung aus Bethel-Bielefeld wäre der Bau nicht möglich gewesen. Ein herzlicher Dank geht daher an Pastor Pohl." Herr Wulff lobte auch die gute Zusammenarbeit im Bereich der Bauaufsicht sowie mit den Vertretern des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. "Wir freuen uns auf eine gute und schöne Zukunft für alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitenden - mit Gottes Segen." Dem schloss sich der Vorstandsvorsitzende des Bethel Stiftungsverbundes an und bedankte sich bei allen Handwerkern für ihre gute Arbeit und ihren Mut, das Projekt anzugehen, wie Pastor Pohl anschließend lobte.

Durchschneiden das rote Band vl: Katja Möhlhenrich-Krüger, Bereichsleitung Altenhilfe, Marion Müller, Pflegedienstleitung, Martin Wulff, Geschäftsführer, Katharina Kroll-Mohr, Einrichtungsleitung, Petra Kochen, Vorstandsvorsitzenden Gabriele Fink-Stiftung.

 

Herausforderungen gemeistert

Das Vorhaben, das Haus erfolgreich abzuschließen, war eine große Herausforderung, wie Petra Kochen, Vorsitzende der Gabriele Fink Stiftung, und Thomas Fleischmann von der Immobilis betonten. "Es war eine Zeit, in der eine Krise die nächste jagte. Zuerst die Pandemie, dann der Ukrainekrieg, Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen stellten uns vor Herausforderungen. Doch mit Lobetal und Bethel fanden wir immer eine Lösung. Auch das Architektenbüro von Andreas Lang war von Anfang an ein konstruktiver und ideenreicher Begleiter mit guten Ideen, einer beeindruckenden Ästhetik und einem Sinn für das Praktische."

Der Superintendent des Kirchenkreises Charlottenburg-Wilmersdorf, Carsten Bolz, und der stellvertretende Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks übermittelten ebenfalls ihre Grüße. "Hier ist ein neues Haus der Kirche entstanden. Kirche findet längst nicht mehr nur in den Gemeinden statt; wir kommen zu den Menschen und leben Gemeinde an anderen Orten." Detlef Wagner, als kommunaler Vertreter bei der Grundsteinlegung anwesend, betonte die langjährige Zusammenarbeit mit Lobetal im Stadtbezirk und sicherte zu, sich auch bei der Umsetzung zukünftiger Projekte für die Unterstützung durch die Verwaltung einzusetzen.

Katja Möhlhenrich-Krüger, Bereichsleiterin Altenhilfe, erinnerte an den Werdegang des Projekts, an das erste Modell, an die umfangreichen Planungen und Beratungen, an Lichtkonzepte und die Gespräche zur Farbgestaltung, zum Sonnenschutz und zur Ausstattung der Wohnungen. "Es war eine intensive Arbeitsphase, die heute zu Ende geht." Ihr Herzenswunsch ist es, dass viele Menschen in diesem Haus ein Zuhause finden. Sie wünschte allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Julia von Bodelschwingh-Hauses alles Gute.

Der Schlüssel, in dem Fall aus Backwerk, gehört selbstverständlich zu einer Einweihungsfeier.

Modern, transparent, lebenswert

Die Führungen durch das Haus stießen auf großes Interesse. Das Haus besteht aus drei Querriegeln, die miteinander verbunden sind und bodentiefe Fenster sowie viel Glas aufweisen. Die Zimmer verfügen über Balkone und sind hell und freundlich gestaltet. Draußen lädt ein grüner Rundweg zu Spaziergängen ein, und im großen Innenhof wechseln sich schattige Sitzgelegenheiten unter Bäumen, eine Kräuteroase und Ruhezonen ab. Die drei Aufgänge sind mit Motiven aus Lobetal und Bau-Fotografien vom Aufbau des neuen Gebäudes gestaltet.

Insgesamt überzeugt das Haus durch seine Modernität und Transparenz, die sich im Inneren des Gebäudes fortsetzt. Auf den drei Wohnetagen befinden sich jeweils 24 barrierearme Einzelzimmer, großzügig gestaltete Gemeinschaftsräume und moderne Wohngemeinschaftsküchen. Die Mieterinnen und Mieter der Wohnungen haben von ihren Balkonen aus einen unverstellten Blick auf den Georg-Kolbe-Hain. Das Julia von Bodelschwingh-Haus ist gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und dennoch mitten im Grünen. Andachten, Freizeit- und Kulturangebote werden das Leben hier interessant gestalten.

Der Haussegen wird künftig den Eingangsbereich schmücken.

Insgesamt wurden 24 Millionen Euro in das Projekt investiert, wobei die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal 2 Millionen Euro beisteuerte.

Die Einweihung wurde musikalisch von Dr. Hans-Günther Hartmann am Klavier, Katja Möhlhenrich-Krüger an der Violine und Roman Stolbow am Akkordeon umrahmt. Das Catering wurde von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal für die etwa 130 Gäste bereitgestellt.

Wolfgang Kern
21.02.2024

Fotos: Raimund Müller